Kunstmuseum Stuttgart würdigt Willi Baumeister
Stuttgart (dpa) - Willi Baumeister hatte beste Kontakte in die Avantgarde, stellte seine abstrakten Werke weltweit aus, pflegte ein enges Netzwerk zu Protagonisten der Kunst.
Das Kunstmuseum in seiner Heimatstadt stellt den Schüler Adolf Hölzels in einer großen Retrospektive erstmals als international agierenden Künstler vor. „Willi Baumeister. International“ ist vom 19. Oktober bis 2. März in Stuttgart zu sehen. Anschließend geht die Schau nach Duisburg und Berlin.
„Die Kunst hat ihn am Leben erhalten“, sagt Felicitas Baumeister, die Tochter, beim Gang durch die Ausstellung mit rund 200 Werken ihres Vaters. Die 80-Jährige ist für das Stuttgarter Archiv Baumeister unersetzlich, häufig ist sie dort, unterstützt die Erforschung des Werks. Ihren Vater beschreibt sie als starke Persönlichkeit. „Er war humorvoll, aber auch sehr ernst.“ Besonders schwer seien für ihn natürlich die Jahre 1933 bis 1945 gewesen. Von den Nazis als „entarteter Künstler“ diffamiert, zog er sich zurück. „Den Hitler werden wir auch überleben“, habe ihr Vater stets gesagt.
Willi Baumeister (1889-1955) gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der abstrakten Malerei in Deutschland. Seit 60 Jahren gab es aber in seiner Heimatstadt keine umfassende Ausstellung mehr über ihn. „Wir wollen zeigen, dass er nicht nur der Südwest-Künstler war“, sagt Ulrike Groos, die Direktorin des Kunstmuseums.
Und dass Baumeister viel mehr war als der Künstler aus der Provinz, dafür liefert die Ausstellung Beweise: Teile seiner Privatsammlung mit zum Teil ertauschten Arbeiten befreundeter Künstler etwa dokumentiert seine Kontakte zu Wassily Kandinsky, Hans Arp, Paul Klee oder Le Corbusier. Gezeigt werden diese Werke in der „Schatzkammer“, viele werden zum ersten Mal öffentlich präsentiert. Kandinsky signierte seine Arbeit mit den Worten: „Meinem verehrten und lieben Kollegen Willi Baumeister, herzlichst Kandinsky.“
Während Baumeisters Gemälde zu Beginn gegenständlich waren, arbeitete er ab 1919 mit geometrischen Formen. Die europäischen Avantgarden in Frankreich und Russland boten ihm dafür Vorbilder einer neuen, moderneren Bildsprache. Der Durchbruch auch international gelang ihm in den frühen 1920er Jahren mit der Entwicklung seiner konstruktivistischen, reliefartigen „Mauerbilder“. Damit habe er „seinen Stil gefunden“, sagt Kuratorin Ilka Voermann. Es folgten Ausstellungen in Paris, die ihn in Europa bekanntmachten.
Doch: „Er war kein Expressionist“, erklärt Voermann, „damit stand er außerhalb der gängigen deutschen Kunsttendenz in dieser Zeit.“ Neben Gemälden und Zeichnungen werden bisher selten gezeigte Briefe, Zeitungsartikel und Ausstellungskataloge aus dem Archiv Baumeister präsentiert. 1930 etwa nahm er erstmals an der Biennale in Venedig teil. Von den Nazis verbannt und mit Berufsverbot belegt, war er im Ausland aber weiter sehr präsent. Bis 1939 wurden seine Arbeiten in diversen europäischen Galerien gezeigt.
In Deutschland knüpfte er erst nach dem Krieg wieder an seine früheren Erfolge an. Als Stuttgarter Kunstprofessor wurde er zum einflussreichen Programmatiker abstrakter Kunst. Mit sieben Werken war er 1955 Teilnehmer der ersten documenta.