Best-of des Jahres 2019 Kuriose Notrufe: Wenn Ziegenböcke die Polizei auf den Plan rufen

Berlin · Sie sind zur Stelle, wenn es ernst wird: Polizei und Feuerwehr. Das gilt zumindest in der Theorie. Doch nicht bei jedem Notruf geht es um Leben oder Tod. Diese kuriosen Notrufe haben Retter 2019 fassungslos gemacht.

Symbolbild

Foto: dpa/Sophia Weimer

Sie sind Verbrecherjäger, Ordnungshüter oder Notretter - zumindest in der Theorie. In der Praxis werden Polizei und Feuerwehr immer wieder auch zu Einsätzen gerufen, die weder ernst, noch notwendig, dafür manchmal ganz schön schräg sind. Ein Best-of des Jahres 2019.

Klang der Liebe: „Komische Geräusche“ waren es, viehisch, wild und unbekannt, die eine Frau in Unterfranken im September um den Schlaf brachten und bewegten, den Notruf zu wählen. Die Quelle der furchteinflößenden Töne fanden die Beamten schnell: einen liebestollen Ziegenbock, „völlig außer sich, um die Damen der Herde zufrieden zu stellen“, wie ein Polizeisprecher es fasste. „Ein Blick aus dem Fenster des Wohnhauses vor dem Notruf hätte die Situation vielleicht auch geklärt.“

Es war nicht die einzige Ziege, die 2019 einen Polizeieinsatz auslöste. Ein paar Wochen zuvor rief eine Geiß im baden-württembergischen Weinheim die Polizei samt Hundestaffel und Such-Hubschrauber auf den Plan. Erst eine Wärmebildkamera brachte die Erkenntnis, dass es sich nicht um einen Menschen handelte, der hier um Hilfe krakeelte - und dass die Polizei im Zweifel auch für Ziegen da ist. Die Beamten befreiten das Tier aus einem Zaun, in dem es sich in unwegsamem Gelände verfangen hatte.

Haarfarbe misslungen: Nach dem Friseurbesuch die Polizei rufen - den Gedanken haben sicher schon viele gehegt. Eine Frau in Lübeck hat dem Impuls im April nachgegeben. Schon drei Mal seien ihr die Haare umgefärbt worden, schilderte sie den Beamten aufgeregt. Ein „Riesenproblem“ sei das. Die Polizei half trotzdem nicht. „Wir helfen immer gerne, aber für eine ausführliche Frisurenberatung ist die Polizei nicht der richtige Ansprechpartner, schon gar nicht der Notruf“, schrieb die Polizei auf Facebook.

Falschnachrichten: Fake-News sind ein Ärgernis, ohne Frage. Mit ebensolchen fühlte sich ein Mann aus dem niedersächsischen Oldenburg nach dem Betrachten einer ausländischen Nachrichtensendung getäuscht, der deshalb rund 40 Mal den Notruf wählte, um den Nachrichtensprecher anzuzeigen. Nicht irritieren ließ sich der aufgebrachte News-Junkie von der Polizei-Auskunft, er könne über den Notruf keine Anzeige erstatten. Nach dem 37. Anruf des 51-Jährigen fuhr eine Streife zur Wohnung des Mannes - und beschlagnahmte sein Handy. Welche Nachrichtensendung der Mann verfolgt hatte, blieb ungeklärt.

Schüsse: In der internationalen Krisenberichterstattung spielt der Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt regelmäßig keine Rolle. Für einen Autofahrer, dessen Heckscheibe an einer Ampel in Freyburg an der Unstrut plötzlich zu Bruch ging, lagen die Dinge im Juni dennoch auf der Hand: Hier könne es sich nur um Schüsse handeln, berichtete der Verzweifelte der Polizei. Das vermeintliche Attentat klärten die Beamten schnell auf. Im Kofferraum fanden sie eine explodierte Flasche Schaumwein.

Entführung: Maskierte, die mit Blaulicht vorfahren, eine Bar stürmen und einen Mann entführen - was entsetzte Zeugen im August im bayerischen Blankenbach der Polizei meldeten, mündete in einen Großeinsatz. Vor Ort klärte sich dann schnell auf, dass es sich bei der Aktion im Rahmen eines Junggesellenabschieds um eine Überraschung für einen Freund handelte. Eine witzig gemeinte Entführung rief auch in Sachsen-Anhalt die Polizei auf den Plan, als mit Sturmhauben Maskierte in Gommern ihren Kumpel aus dem Bett jagten, um ihn für seinen Junggesellenabschied zu „entführen“. Ähnlich lief es bei einem Junggesellenabschied im baden-württembergischen Leingarten. Statt Schwerverbrechern traf die herbeigerufene Polizei in beiden Fällen feierwütige Männergruppen an.

Sohn sieht rot: Es gehört zu den Freuden des Vaterseins, zu sehen, dass die Kinder irgendwann einen moralischen Kompass entwickeln. Ob der Vater eines Fünfjährigen das allerdings zu würdigen wusste, als sein Sohn ihn im Sommer per Notruf bei der Polizei anschwärzte, ist nicht überliefert. Sein Vergehen: Er war mit dem Sohnemann im Auto über rote Ampeln gebraust. „Zunächst war kurz eine Kinderstimme zu hören, dann wurde wieder aufgelegt“, schilderte die Polizei in Würzburg. Die Beamten verfolgten den Anruf zurück, diesmal ging der Vater dran - und reichte den Hörer an den Sohn weiter. „Der Fünfjährige berichtete in vorwurfsvollem Ton, dass sein Vater zwei Mal über eine rote Ampel gefahren sei - und ihn die Polizei deshalb einsperren solle.“ Letztlich ließ sich der Knirps von der Polizei runterhandeln - der Vater blieb auf freiem Fuß.

Zäpfchen: Die Feuerwehr ist grundsätzlich für viele Szenarien gerüstet. In diesem kuriosen Fall verzichtete die Feuerwehr Wiesbaden dennoch darauf, eine helfende Hand zu reichen: „Anrufer meldet der Leitstelle: Zäpfchen geht nicht rein. Rettungswagen soll kommen! Von uns an Hausarzt verwiesen.“ Bekannt machte die Feuerwehr diesen Notruf auf Twitter.

Nachhilfe: Etwas weiter legte eine Telefonistin der Polizei in der US-Stadt Lafayette im Bundesstaat Indiana die Aufgaben der Polizei im Januar aus, als ein kleiner Junge wegen eines akuten Mathe-Notfalls die Notrufnummer 911 wählte. „Wie viel sind drei Viertel plus ein Viertel?“, fragte das Kind, wie auf einer Aufnahme zu hören war - und Antonia Bundy erklärte dem Jungen die Aufgabe. Nach Angaben der Polizei war an dem Tag Mitte Januar nicht viel los, so dass die Telefonistin Zeit gehabt habe.

(dpa)