Land der Kolonnen: NRW bleibt Stauland Nummer 1
Der ADAC hat gerechnet: Alle Staus ergaben 2017 eine Länge von 455 000 Kilometern — 17 Prozent mehr als 2016.
Düsseldorf. Die Geschwindigkeit auf den Autobahnen sinkt und mit ihr die Laune. Noch nie standen Autofahrer so häufig und so lange im Stau wie 2017. Das hat der ADAC errechnet. An der Spitze steht wieder NRW, das Stauland Nummer 1, hier wurden mit 35 Prozent die meisten Staumeldungen bundesweit registriert.
Deutschland: Bundesweit stieg die Zahl der Staus auf Autobahnen auf rund 723 000 (2016: 694 000). Die Längen summierten sich laut ADAC auf fast 1,45 Millionen (2016: 1,38 Millionen) Kilometer. Die Staustunden beliefen sich auf 457 000 Stunden (2016: 419 000).
Am Rande: Im Jahr 2011 meldete der ADAC bundesweit 189 000 Staus mit 450 000 Kilometern Länge. Die Vergleichbarkeit über so viele Jahre sei natürlich eingeschränkt, betont ADAC-Sprecher Thomas Müther. Mit Landesmeldestellen, Staumeldern, Navis und Smartphone-Apps sei die Datenbasis heutzutage eine ganz andere.
Nordrhein-Westfalen: Auf den mehr als 2200 Autobahnkilometern in NRW registrierte der ADAC mehr als 250 000 Staus (2016: 218 000), in denen die Autofahrer mehr als 143 000 Stunden warten mussten, bis sie weiterfahren konnten (2016: 124 000).
Selbst leidgeprüfte Pendler wurden 2017 auf eine harte Probe gestellt: Zusammengerechnet ergaben alle Staus in NRW eine Länge von knapp 455 000 Kilometern (2016: 388 000) — das sind 17 Prozent mehr als im Vorjahr.
Ursache: Fast jedes Jahr meldet der größte Automobilclub Deutschlands einen neuen Staurekord. Woher kommt er, dieser vermaledeite Stau? Die einfache Antwort: Immer mehr Menschen fahren immer mehr Kilometer: Die Fahrleistung auf Autobahnen ist laut ADAC 2017 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 1,3 Prozent gestiegen, die Zahl der Baustellen um 3 Prozent gewachsen.
Stillstand: Besonders belastet in Nordrhein-Westfalen waren wieder die Strecken A1, A 40, A 3 und A 46.
Der Autobahnabschnitt mit den meisten Staus war die A 46 zwischen Düsseldorf und Wuppertal (15 900 Meldungen). „Werden die Staukilometer ins Verhältnis zur jeweiligen Autobahnlänge gesetzt, dann lag der Abschnitt zwischen Essen und Dortmund auf der A 40 mit umgerechnet 802 Kilometern Stau pro Kilometer Autobahn bundesweit vorne“, erklärt ADAC-Sprecher Müther. Zum Vergleich: Der Abschnitt zwischen Düsseldorf und Wuppertal auf der A 46 erreichte im vergangenen Jahr 697 Kilometer.
Schwerpunkte: Betrachtet man die Staukilometer auf den einzelnen Fernautobahnen bezogen auf deren Länge, gehörten laut ADAC gleich mehrere Abschnitte im Großraum Köln zu den Stauschwerpunkten: die A3 Oberhausen — Köln (424 Staukilometer je Kilometer Autobahn), die A1 Köln — Euskirchen (310 Staukilometer), die A4 Köln — Aachen (287 Staukilometer) und die A1 Köln — Dortmund (262 Staukilometer).
Stauspitzen: Die größten Stauspitzen (wo Staus entstehen) gebe es auf der A1 zwischen den Anschlussstellen Köln-Bocklemünd und Köln-Niehl, zwischen Burscheid und dem Kreuz Leverkusen-West sowie zwischen Schwerte, dem Kreuz Dortmund/Unna und Kamen-Zentrum.
Die schlimmsten Tage: Der Tag mit den meisten Staus in Nordrhein-Westfalen war der 11. Dezember 2017. Die Staustatistiker errechneten, dass es an jenem Montag 1850 Staus gab, die insgesamt eine Länge von 3822 Kilometern und eine Dauer von 1255 Stunden ergaben. Besonders verstopft waren die Autobahnen bundesweit im Mai, Juni und September.
Wegen der zahlreichen Baustellen standen die Fahrzeuge vor allem im November in NRW Stoßstange an Stoßstange. Als staureichster Wochentag bundesweit löste laut Müther der Donnerstag mit knapp 5400 Kilometern den Freitag ab (ca. 5300 Kilometer). Die wenigsten Staus gab es sonntags (1600 Kilometer). Wenig überraschend: Im Tagesverlauf traten vor allem zwischen 7 und 9 Uhr morgens sowie zwischen 15 und 18 Uhr nachmittags die meisten Staus auf.
Prognosen: Der ADAC kritisiert, dass von den 2200 Kilometern Autobahn, die bis 2015 vordringlich hätten ausgebaut werden sollen, nur etwas mehr als die Hälfte realisiert worden sei. „Der Autobahnausbau wird den Stau nicht reduzieren“, ist sich hingegen Verkehrsexperte Kai Lenßen sicher. „Langfristig müssen wir einfach auf andere Verkehrsmittel umsteigen“, sagt der Düsseldorfer.
Um Staus zu vermeiden, sollte laut ADAC die Zahl der Fahrstreifen an Baustellen beibehalten werden. „Das ist sicher nicht verkehrt. Aber wahrscheinlich nicht leicht umzusetzen“, sagt Lenßen. „Prognosen gehen davon aus, dass es im Jahr 2022 18 Prozent mehr Baustellen geben wird.“