Landeskriminalamt erforscht libanesische Clans in NRW
Ethnisch abgeschottete Clans bereiten den Sicherheitsbehörden in Nordrhein-Westfalen Sorgen. Die EU gibt nun Geld, um die verdächtigen Umtriebe aufzuklären.
Düsseldorf. Menschenhandel, Drogenhandel, Prostitution: Kriminelle Familienclans aus dem Libanon sollen in Nordrhein-Westfalen für dunkle Machenschaften verantwortlich sein. Das NRW-Landeskriminalamt (LKA) hat nun ein von der Europäischen Union gefördertes Aufklärungsprojekt gestartet, um mehr über die abgeschotteten Strukturen der Clans zu erfahren.
Es gehe aber nicht nur um libanesische Clans, sondern um ethnisch abgeschottete Subkulturen, zu denen auch georgische Gruppen und die Mhallami-Kurden zählten, sagte ein Sprecher des LKA am Montag in Düsseldorf. Die „Bild“-Zeitung hatte zuerst berichtet.
Bereits im November 2016 hatten die Kriminalisten in aller Stille das auf zwei Jahre angelegte Projekt gestartet. Libanesische Clans hätten in den vergangenen Jahren in NRW verdächtige Aktivitäten entwickelt. So tauchten Clan-Mitglieder in Erkrath bei Düsseldorf an der Seite von Hells-Angels-Rockern auf. In Niedersachsen hat im vergangenen Jahr ein Strafprozess um Menschenhandel begonnen, bei dem es zahlreiche Bezüge nach NRW gibt und der Angeklagte aus Essen kommt.
Sowohl Duisburgs Polizeipräsidentin Elke Bartels als auch der Essener Polizeichef Frank Richter hatten im Landtag von kriminellen libanesischen Clans berichtet, die seit Jahren ihr Unwesen treiben. „Teile des Familienclans sind im Bereich des gesamten Strafgesetzbuchs unterwegs“, hatte Richter gesagt. „Die Strukturen zu unterwandern ist fast unmöglich - von außen kommt da so gut wie keiner rein.“
In Essen habe er es mit den größten libanesischen Clans außerhalb Berlins zu tun, berichtete Polizeichef Richter: „5000 Libanesen, die sich auf zehn Familien aufteilen - die größte hat allein 1200 Mitglieder.“ (dpa)