Larry Hagman: Der Fiesling als Serienheld
Als J.R. Ewing wurde Schauspieler Larry Hagman berühmt. Am Donnerstag vor 30 Jahren kam „Dallas“ nach Deutschland.
Berlin. Fernsehserien gehören zu unserem Leben. Und „Dallas“ — die Familiensaga aus der gleichnamigen Ölmetropole in Texas — gilt in der TV-Geschichte als Mutter aller Seifenopern im Abendprogramm. Vor 30 Jahren, am 30. Juni 1981, kam die Serie nach Deutschland. Sie war Vorreiter, was Wendungen im Drehbuch angeht, und auch sonst ziemlich gewagt. Denn anders als in vielen anderen Serien war J.R. Ewing (Larry Hagman) der schmierige Held — ein skrupelloser Mann, den zu hassen ein Vergnügen war. Hier wurde ein erfolgreiches Ekel zur Hauptfigur und die brave Welt auf den Kopf gestellt. J.R. machte die Serie zu einem Riesenerfolg.
In Deutschland war praktisch ein Jahrzehnt lang für viele Zuschauer der Dienstag „Dallas“-Tag. Um die 15 Millionen Menschen sahen anfangs regelmäßig zu, später sank die Zahl unter die Zehn-Millionen-Grenze. Die letzte Folge von insgesamt rund 350 lief am 27. September 1991.
Raffiniert konstruierte „Cliffhanger“ — dramatische Entwicklungen mit offenem Ende — gab es bei „Dallas“ bis zum Exzess. Einige Episoden waren dem ausstrahlendem Sender ARD zu gewalttätig und wurden deshalb ausgelassen, was die ohnehin oftmals komplexe Handlung noch verwirrender machte.
Am Schluss jeder Staffel wurde die Spannung auf die Spitze getrieben. So rätselte im Frühjahr 1980 die amerikanische TV-Nation, wer wohl Oberfiesling J.R. niedergeschossen hat. Als am 21. November die Auflösung kam und Schwägerin Kristin als Täterin entlarvt wurde, verfolgten „Dallas“ etwa 83 Millionen Zuschauer, wie die Marktforscher von Nielsen damals angaben. Eine der höchsten Einschaltquoten in der Geschichte des US-Fernsehens.
Für fast alle „Dallas“-Darsteller war mit dem Ende der Serie auch der große Erfolg vorbei. Larry Hagman alias J.R. Ewing, heute 79 Jahre alt, erfreute sich bereits davor durch die Serie „Bezaubernde Jeanne“ gewisser Berühmtheit. 1995, vier Jahre nach dem Ende der Dreharbeiten zu „Dallas“, erkrankte der Schauspieler an Leberkrebs im fortgeschrittenen Stadium als Folge von jahrelangem Alkoholkonsum. Selbst bei Dreharbeiten zu „Dallas“ sei der Schauspieler oft betrunken gewesen, wie er später in Interviews gestand. Er musste sich einer Leber-Transplantation unterziehen. Danach hatte er vor allem Gastauftritte in diversen Serien, darunter die „Lindenstraße“ oder „Desperate Housewives“. Heute macht der frühere „Öl-Baron“ ausgerechnet Werbung für Solarstrom.
Welche Strahlkraft „Dallas“ und Larry Hagman noch heute haben, zeigt auch eine Versteigerung, die kürzlich im kalifornischen Beverly Hills stattfand. Hagman hat Erinnerungsstücke aus der Serie versteigern lassen und nahm damit fast eine halbe Million Dollar (341 000 Euro) ein.
In der letzten Episode der Erfolgsserie zeigt ein Engel dem skrupellosen Geschäftsmann und Weiberheld J.R., was aus „Dallas“ geworden wäre, wenn es ihn nie gegeben hätte. Ohne J.R., den Mann mit dem öligen Charme, hätte es natürlich die ganze Serie nicht gegeben. Am Ende zieht J.R. jedenfalls seinen Revolver. Man hört einen Schuss und sieht nur noch Bobby ins Zimmer stürmen.