Lebkuchen-Hersteller lehnen Verbot früher Verkäufe ab
New York/Nürnberg (dpa) - Ein vielfach gefordertes Verbot des frühen Verkaufs von Weihnachtsartikeln stößt bei führenden Herstellern auf Ablehnung. „Noch sind wir in Deutschland nicht soweit, dem Verbraucher per Gesetz vorzuschreiben, wann er welche Produkte kaufen kann“, sagte der Alleininhaber der Lambertz-Gruppe, Hermann Bühlbecker, der Nachrichtenagentur dpa telefonisch aus New York.
Hintergrund ist eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov für die Nachrichtenagentur dpa, in der sich fast ein Drittel der Befragten für ein gesetzliches Verbot von Lebkuchen, Glühwein und Weihnachtslieder in den Läden vor einem bestimmten Stichtag im Jahr ausgesprochen hatte. „Durch sein Kaufverhalten entscheidet der Verbraucher bewusst anders“, sagte Bühlbecker.
Die Aachener Lambertz-Gruppe ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für sogenanntes Saisongebäck. Sie vereint Hersteller von Aachener Printen, Nürnberger Lebkuchen und Dresdner Stollen unter ihrem Dach.
„Natürlich würde ein solches Gesetz massive Einflüsse auf die Umsätze der Firmen und die Beschäftigtenzahlen in der deutschen Süßwarenindustrie haben“, warnte Bühlbecker. Die derzeit angebotenen Produkte seiner Unternehmen sehe er außerdem als Herbstgebäck. „Wir verwenden keinerlei weihnachtliche Motive - weder Weihnachtsbaum, Sterne, Glocken und so weiter.“
„Lebkuchen ist kein Weihnachtsgebäck, sondern Saisongebäck“, sagte auch Kurt Backmund vom Hersteller Wicklein Lebkuchen in Nürnberg am Dienstag. „Man muss unterscheiden zwischen Nikoläusen und Adventskalendern und Lebkuchen und Plätzchen.“
In Deutschland beginne die Lebkuchensaison „seit Ewigkeiten im September“. In Osteuropa werde Lebkuchen das ganze Jahr gegessen, in Österreich traditionell von Juli bis November verkauft.
In Deutschland entschieden die Handelsketten über die Verkaufszeiträume: „Das ist eine Sache des Handels, der macht einmal seine Platzierung, und die steht dann von September bis Dezember.“ Viele Verbraucher griffen frühzeitig zu: „Was da jetzt schon abverkauft wird, ist der Hammer“, sagte Backmund.
In der repräsentativen Umfrage hatte sich eine deutliche Mehrheit von fast zwei Dritteln (63 Prozent) von Festtagsgebäck und -naschereien schon im September genervt gezeigt.
Fast jedem Zweiten (47 Prozent) verderben frühe Weihnachtsangebote demnach die Vorfreude auf das Fest. 31 Prozent befürworteten deshalb ein Gesetz gegen frühzeitige Weihnachtsangebote. 59 Prozent der mehr als 1000 Befragten lehnten eine verbindliche Regelung hingegen ab.