Lengede-Überlebender: "Wir haben nie gelacht"
Katastrophe Nach dem Grubenunglück von Lengede werden elf Bergleute aus der Tiefe gerettet.
Lengede. Das Drama um die eingeschlossenen Bergleute in Chile weckt Erinnerungen an das Grubenunglück in Lengede vor 47 Jahren. Dort waren 1963 in einer Eisenerzgrube 129 Bergleute verschüttet worden. 79 konnten sich selbst nach wenigen Stunden befreien, 50 blieben zunächst vermisst. Die Totenglocken läuteten schon, als Klopfzeichen aus der Tiefe Witwen wieder zu Ehefrauen machten. Per Zufall waren die Bergleute entdeckt worden, eine technisch anspruchsvolle Rettung folgte - und ging als Wunder von Lengede in die Geschichte ein.
Nach 337 Stunden in Dunkelheit und Lebensgefahr konnten elf Kumpel aus einem stillgelegten, verfallenen Schacht gerettet werden. Wie auch die Bergleute in Chile wurden sie mit einer schmalen Rettungskapsel, der sogenannten Dahlbusch-Bombe, an die Erdoberfläche geholt. "Die Zeit nach der Entdeckung bis zur Rettung ist die Schlimmste", sagte Siegried Ebeling, einer der Überlebenden des Unglücks, der Nachrichtenagentur dpa.29 Bergarbeiter könnennicht geborgen werden
Besonders wundert den 79-Jährigen die Verfassung der chilenischen Kumpel: "Dort lachen die Verschütteten. Wir haben nie gelacht." Das könne an der engen Verbindung zur Außenwelt liegen, meint Ebeling. Allerdings waren die deutschen Bergleuten auch in steter Gefahr: In dem alten Stollen, in den sie sich vor dem einlaufendem Wasser gerettet haben, fielen immer wieder Gesteinsbrocken herab. Erst zertrümmerten große Brocken einem Kumpel beide Beine, dann wurde er vor den Augen seiner Kollegen erschlagen.
Und so endet das Grubenunglück von Lengede nur für elf der ursprünglich 21 Kumpel, die sich in den Stollen gerettet hatten, in einem Wunder. 29 vermisste Bergleute konnten nicht mehr geborgen werden. Die Überlebenden wurden damals sich selbst überlassen. Ebeling hält die psychologische Betreuung der chilenischen Bergleute für wichtig: "Das hätte vielen von uns geholfen."