„Löwenzahn“-Moderator Peter Lustig gestorben

Kiel/Bohmstedt (dpa) - Neben der „Sendung mit der Maus“ (ARD) gehört „Löwenzahn“ (ZDF) bis heute zu den Kultsendungen im deutschen Fernsehen.

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Peter Lustig prägte seit Anfang der 1980er Jahre in mehr als 200 Sendungen mit seiner eigenwilligen Art dieses Wissensformat, das Kindern nicht weniger als die Welt erklären soll: Natur, Physik, Biologie, Erdkunde und vieles mehr. Zum Tod von Peter Lustig, der laut ZDF im Alter von 78 Jahren im Kreise seiner Familie bei Husum starb, twitterte am Mittwoch sogar das Bundesenergieministerium: „Er erklärte uns die erneuerbaren Energien schon lange bevor es die Energiewende gab.“ Und der Ex-FDP-Vorsitzende Philipp Rösler (43) würdigte via Twitter den TV-Moderator als „Hero of my childhood“.

Über die Entstehung von „Löwenzahn“ sagte Lustig rückblickend in einem „Tagesspiegel“-Interview 2013: „Ehrlich gesagt hatten die in Mainz die Idee selbst was für Kinder zu machen, die ARD hatte ja die "Sesamstraße" und "Die Sendung mit der Maus".“ Zuschauer aus allen Altersgruppen und soziologischen Schichten, „vom Müllmann bis zum Professor, beziehungsweise deren Kinder“, sähen die Sendung, sagte Lustig der „Frankfurter Rundschau“ (FR) 2005, als er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit die Sendung an seinen Nachfolger Guido Hammesfahr übergeben musste.

„"Löwenzahn" und Peter Lustig gehören auch zu meinen Kindheitserinnerungen. Er war für mich ein unkopierbares Vorbild, genauso wie für viele andere Löwenzahn-Fans“, sagte Hammesfahr am Mittwoch. „Das ganze Team ist sehr traurig.“

Was war das Geheimnis des Erfolgs von „Löwenzahn“, wo es um Fragen ging wie „Wo bekommen die Schnecken ihre Häuser her?“ oder “Warum hat der Hund vier Beine?“ „Ehrlich gesagt habe ich die Sendung nicht für Kinder gemacht, aber auch nicht für Erwachsene - ich habe das vor allem mir selbst erklärt“, bekannte Lustig im FR-Interview. Und er brachte mit seiner vielseitigen Ausbildung und Lebenserfahrung dafür beste Voraussetzungen mit: Dreher, Fräser und Elektromechaniker, Kneipier, Tonmeister (etwa 1963 bei der legendären „Ich bin ein Berliner“-Rede von US-Präsident John F. Kennedys in der damals geteilten Stadt), Hörspielautor, Elektrotechnikstudium.

Vieles, was in seiner Sendung die Fantasie der Zuschauer anregte, schuf er selber: „Unsinnsmaschinen“, so etwa die sprechende Ukulele mit Armen, die auf den Namen Klaus Dieter hörte. „Was ich für die Sendung gebastelt habe, waren meine eigenen Dingerchen, das war wirklich ein Traumjob.“ Er habe sich nie verstellen müssen und das machen können, was er wollte, sagte er wiederholt.

Geärgert hat ihn aber, wenn man ihn in als Öko abstempelte. Nur weil er in „Löwenzahn“ eine Latzhose trug, in einem Bauwagen (ohne Fernseher) hauste, vieles im Garten oder Freien erforschte und sich mit seinem eigenbrötlerischen Lebensstil der modernen Welt zu verweigern schien. Er habe nicht immer Einfluss auf die Themen der Sendungen gehabt, „manche gingen mir zu sehr in Richtung Öko“, sagte er 2007 der FR. Müsli soll er gehasst, gern gegessen und Rotwein getrunken haben. Der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ verriet er, ins Drehbuch für „Löwenzahn“ geschrieben zu haben, statt Limonade Rotwein zu trinken - sogar die Flasche habe er festgelegt - und der Produzent habe sich daran gehalten.

Der Krieg in der Kindheit und der später der Krebs haben Lustig im richtigen Leben zugesetzt. „Ich war immer da, wo die Bomben fielen“, sagte er einmal. 1937 im schlesischen Breslau (heute Polen) geboren, musste der Junge, der bei Kriegsende sieben Jahre alt war, mit seiner Mutter fliehen. In den 1980er Jahren erkrankte er an Krebs und hatte seit einer Operation nur noch einen Lungenflügel. „Dass Peter Lustig mit schwerer Krankheit noch so lange lebte, verdankt er wohl auch der Liebe seiner Frau, der Familie und seinem jungen Herzen, was ganze Generationen inspiriert hat. Danke!“, sagte der Arzt, Komiker und ARD-Moderator Eckart von Hirschhausen zum Tod Lustigs.

Drei Mal war Lustig verheiratet, zur Familie gehörten drei Kinder und neun Enkel. In der Gemeinde Bohmstedt bei Husum (Kreis Nordfriesland) erwarben Lustig und seine Frau Astrid 2002 den reetgedeckten Fresenhof, jenes wunderschön in der Landschaft gelegene Anwesen, das früher dem Liedermacher Knut Kiesewetter gehörte und den er in dem Lied „Mien Fresenhof“ verewigt hat. Lustig, der in den letzten Jahren auch in Berlin wohnte, soll zuletzt viel Zeit in Bohmstedt verbracht haben. Moderator Hammesfahr sagte über seinen verstorbenen Vorgänger: „Für seine letzte Reise wünsche ich Peter alles Gute.“