Loveparade im Ruhrgebiet - ein großer Erfolg

Der Neuanfang ist geglückt: 1,2 Millionen Besucher sind am Samstag nach Essen gekommen. Neben verstopften Bahnhöfen gab es nur wenige Zwischenfälle. Jedoch wurde eine 27-Jährige auf dem Heimweg niedergestochen und lebensgefährlich verletzt.

Essen. Der Umzug der Loveparade von Berlin ins Ruhrgebiet ist geglückt: Am Samstag lockte der Techno-Umzug nach Angaben von Stadt und Polizei etwa 1,2 Millionen Besucher in Essens Innenstadt. Unter dem Motto "Love is everywhere" begleiteten sie bei optimalem Tanzwetter - Sonnenschein, aber nicht zu heiß - die 27 Paradewagen auf ihrem 2,5 Kilometer langen Rundkurs. Bei einer bis in den späten Abend dauernden Abschlussveranstaltung heizten Szene-Stars wie Westbam ein. Auf den angekündigten Top-Star Moby aus New York mussten die Besucher jedoch verzichten. Er habe seinen Flugzeug verpasst, sagte Loveparade-Sprecher Björn Köllen am Sonntag. Loveparade-Organisator Rainer Schaller zog eine positive Bilanz. Es sei die Parade "mit den wenigsten Zwischenfällen" gewesen. Stadt und Region hätten einen "friedlichen Ausnahmezustand" erlebt. Polizei und Bundespolizei registrierten 150 Straftaten und Strafanzeigen während der Großveranstaltung. Die beteiligten Hilfsorganisationen teilten mit, etwa 3200 Besucher versorgt zu haben. 950 Patienten hätten zur Weiterbehandlung in Krankenhäuser gefahren werden müssen. Das höre sich dramatisch an, sei im Grunde aber bei so vielen Besuchern wenig, sagte ein Einsatzleiter. Das "Mega-Ereignis" sei ein "großartiger Tag für die Stadt und die Region" gewesen, sagte der Oberbürgermeister der knapp 600 000 Einwohner zählenden Stadt Essen, Wolfgang Reiniger (CDU). Bereits nach der Entscheidung für Essen und das Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt 2010, spätestens aber nach der Loveparade könne man über das Revier sagen: "Der schlafende Riese ist erwacht." Die Loveparade war 1989 in Berlin gegründet worden und fand in diesem Jahr erstmals im Ruhrgebiet statt. Nach dem Auftakt in Essen soll sie in den kommenden Jahren durch Dortmund, dann Bochum, Duisburg und Gelsenkirchen ziehen. Im vergangenen Jahr hatte die Loveparade in Berlin nach Veranstalterangaben ebenfalls 1,2 Millionen Menschen angezogen, die Polizei sprach damals allerdings von 500 000 Besuchern. Bei einem Zwischenfall am Nachmittag war ein Besucher durch einen Messerstich verletzt worden. Der Mann kam in ein Krankenhaus. Die Tat habe glücklicherweise nur zu oberflächlichen Verletzungen geführt, wie ein Polizeisprecher am Sonntag erläuterte. Ihr sei ein Streit vorausgegangen. Auf dem Nachhauseweg wurde außerdem am Sonntagmorgen in Essen eine 27-Jährige von einem Unbekannte mit mehreren Messerstichen lebensgefährlich verletzt. Die Polizei ermittelt wegen versuchter Tötung. Anreise und starker Rückreiseverkehr führten immer wieder zu Problemen an Ruhrgebiets-Bahnhöfen. Der Essener Hauptbahnhof musste am Abend zeitweise gesperrt werden. Es kam zu Verspätungen. Nahverkehrs- und Sonderzüge waren oft überfüllt. Fernzüge konnten vorübergehend mit Regionaltickets benutzt werden. In manchem ICE wurde dabei einfach weiter gefeiert und getanzt. Techno-Begeisterte und Schaulustige aller Altersklassen hatten bereits seit dem Samstagvormittag die Innenstadt gefüllt. Unter die Besucher aus der Region und Deutschland mischten sich auch viele Neugierige aus den Nachbarländern Niederlande und Belgien. Am Sonntag wurde die City innerhalb weniger Stunden gesäubert. Noch während der Loveparade hatte der Essener Dom Entwarnung gegeben. Nach dem Start der Parade sei es dort zu keinerlei erkennbaren Schäden an einer mehr als 1000 Jahre alten Marienstatue, der "Goldenen Madonna", gekommen. In den Tagen zuvor hatte es Befürchtungen gegeben, dass die Loveparade-Beschallung in der Umgebung mit mehr als 600 000 Watt die wertvolle Figur beeinträchtigen könnte.