Reformationsjubiläum „Luther und die Deutschen“ - Schau auf der Wartburg
Eisenach (dpa) - Die Nationale Sonderausstellung „Luther und die Deutschen“ zeigt nach Ansicht von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) einen Reformator „fernab jeder nationalen Überhöhung“.
Sie rücke Luthers Wirken in eine neue Perspektive, sagte sie laut Redemanuskript am Mittwoch zur Eröffnung auf der Wartburg bei Eisenach.
Die Schau zeige aber auch: „Egal, wie man zu ihm stehen mag - wer die Entwicklung unserer bürgerlichen Ideale und demokratischen Werte verstehen will, kommt an Martin Luther nicht vorbei.“ Bis zum 5. November veranschaulichen 300 Exponate aus dem In- und Ausland die Auswirkungen des Thesenanschlags Luthers vor 500 Jahren auf Politik, Religion, Geschichte, Bildung und Kultur.
„Mit kaum einer anderen Person ist in Deutschland eine so bewegte Rezeptionsgeschichte verbunden wie mit Martin Luther“, sagte Grütters. Die Ausstellung zeigt Licht und Schatten der Reformationsgeschichte: Die Aufklärung nahm Luther als frühen Apostel der Geistes- und Gewissensfreiheit in Anspruch, die deutsche Nationalbewegung als Bannerträger. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Helden stilisiert, der das Volk zum Durchhalten mahnte. Im Nationalsozialismus wurde er zum nationalen Visionär erklärt - „vor allem aber dienten seine erschreckend antisemitischen Schriften als Legitimation für Rassenhass und Völkermord“, sagte die Ministerin.
Bund, Land Thüringen und die Wartburgstiftung fördern die Ausstellung mit 2,7 Millionen Euro. Sie ist zusammen mit den Schauen in Berlin und Wittenberg eine von drei Nationalen Sonderausstellungen zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“.
Die 950 Jahre alte Veste ist seit 1999 Weltkulturerbe und gilt als die „deutsche Burg“ schlechthin: Mit dem Sängerkrieg, dem Wirkungsort der Heiligen Elisabeth, der Bibelübersetzung Luthers und dem Burschenschaftstreffen 1817 hat sich die Burg tief in die Geschichtsannalen eingeschrieben. Mit mehr als 350 000 Besuchern jährlich ist sie die meistbesuchte Luther-Stätte.
Am 4. Mai 1521 ließ der sächsische Kurfürst den mit Reichsacht und Kirchenbann belegten Luther auf dem Rückweg von Worms zu dessen Sicherheit zum Schein gefangenen nehmen. Als „Junker Jörg“ übersetzte er dort das Neue Testament ins Deutsche und schuf damit zugleich eine Grundlage für eine einheitliche deutsche Schriftsprache. „Wir reden bis heute - ohne es zu wissen - Luthers Sprache“, sagte der Kurator Marc Höchner.