Lyon gönnt sich Riesenmuseum

Lyon (dpa) - Es ist teurer als die Louvre-Museums-Dependance im nordfranzösischen Lens und das einzigartige Museum für die Zivilisationen Europas und des Mittelmeers (MuCEM) in Marseille.

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Mit knapp 300 Millionen Euro und einer Fläche von rund 24 000 Quadratmetern hat sich Lyon eines der größten und kostspieligsten Museen gegönnt, das in Frankreich in den vergangenen Jahren eröffnet wurde. Und es ist eines der umstrittensten. Viele Kontroversen haben die jahrelange Bauzeit begleitet und die Besonderheit des Museums in den Hintergrund gerückt. Es ist die erste Einrichtung in Frankreich, die mehr als zwei Millionen Werke aus völkerkundlichen und naturwissenschaftlichen Sammlungen unter einem Dach vereint.

Technische Schwierigkeiten, juristische Streitereien und vorübergehende Stilllegung der Baustelle: „Das Museum der Fehler“ wird der spektakuläre Bau mitten in Lyon am Zusammenfluss der Rhône und der Saône von der französischen Presse deshalb gern genannt. Denn die Glas- und Stahlstruktur hätte schon vor Jahren fertig werden sollen. Die ursprünglich auf etwa 61 Millionen Euro geschätzten Baukosten vervielfachten sich infolge der Probleme. Die Konstruktion, die von den Bauherren mit einer Kristallwolke und von vielen Einwohnern der drittgrößten Stadt Frankreichs mit einem Raumschiff verglichen wird, wurde von dem österreichischen Architektenbüro Coop Himmelb(l)au konzipiert.

Der Name des Museums „Confluences“ (Zusammenflüsse) geht auf seinen Standort zurück. Denn es liegt mitten in Lyon, im Süden der Stadt, wo die Rhône und Saône aufeinandertreffen. Das war auch einer der Gründe, warum die Kosten des Projekts in die Höhe geschnellt sind. Man hatte das Gewicht des Baus unterschätzt und musste statt 19 Meter tief bis zu 31 Meter in die Tiefe bauen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Architektenbüro und dem Baukonzern gestaltete sich zudem so schwierig, dass nach einer neuen Baugesellschaft Ausschau gehalten werden musste. Die Arbeiten wurden in dieser Zeit monatelang auf Eis gelegt.

Den Begriff des Zusammenflusses hat sich der beeindruckende Bau zum pädagogischen Konzept gemacht, das Museum will ein Haus der Zukunft sein. „Die Entwicklung der Menschheit und der Naturwissenschaften kann nicht voneinander getrennt werden“, erklärte die Direktorin Hélène Lafont-Couturier das Konzept. Das Museum verfolge einen enzyklopädischen Ansatz, wie die Leiterin betonte.

Zur Eröffnung hat sich das Museum unter anderem die Ausstellung „Chambre des merveilles“ ausgedacht. Kuriositätenkabinette, in denen Wunderliches und Seltenes gezeigt wird, wie zweiköpfige Schafe, Riesenspinnen und weitere Tierpräparate. Zu den Höhepunkten der zweiten Ausstellung „Ursprünge“ gehört ein in den USA entdecktes und für 1,2 Millionen Euro erworbenes Skelett eines Dinosauriers.