Mai-Krawalle in Berlin und Hamburg
Gewalt war weniger heftig als befürchtet. In der Hauptstadt wurden 98 Polizisten verletzt. Ausschreitungen auch in Wuppertal.
Berlin/ Wuppertal. Blockaden gegen Neonazis, erneute Gewaltausbrüche in Kreuzberg, ein friedliches "Myfest" und eine Spontan-Demo von Rechtsextremen auf dem Kurfürstendamm - in Berlin gab es in diesem Jahr am 1. Mai mehr Demonstrationen, aber weniger Gewalt als 2009.
Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sagte am Sonntag, die Polizei habe die Bewährungsprobe hervorragend bestanden. Es sei gelungen, die Spirale der Gewalt zurückzudrücken. Im Vorfeld waren wieder massive Ausschreitungen befürchtet worden.
488 Personen wurden am 1.Mai und in der Walpurgisnacht festgenommen, davon 286 Neonazis mit einem nicht angemeldeten Aufmarsch in der West-City. 126 Störer seien bei Gewaltausbrüchen in Kreuzberg festgenommen worden sowie 39 im Zusammenhang mit der NPD-Demonstration sowie Gegenaktionen in Pankow, teilte Polizeipräsident Dieter Glietsch mit.
Insgesamt wurden 98 Polizisten verletzt. Zu der Gewalt am Abend des 1. Mai in Kreuzberg nach einer Demonstration von Linksextremisten und Autonomen sagte Körting, es habe zwar "das eine oder andere Scharmützel" gegeben, jedoch keine Auseinandersetzungen wie im Vorjahr. Damals waren fast 500 Polizisten verletzt worden.
Laut Körting war die Zahl der erwarteten Neonazis überschätzt worden. Lediglich 700 Rechtsextreme kamen. Auf ihrer Route wurden die Neonazis immer wieder von Gegendemonstranten gestoppt. Auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hatte sich an einer Sitzblockade beteiligt, der dort seinen Wahlkreis hat. Beamte zogen den 66-Jährigen nach mehrmaliger Aufforderung an Händen und Armen hoch und führten ihn an den Straßenrand.
Ausschreitungen von Linksautonomen gab es auch in Wuppertal. Vereinzelt flogen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper gegen Polizisten, ein Polizist wurde von mehreren Extremisten mit Holzstangen bedroht.
Nach Polizeiangaben hatten sich am Samstagnachmittag nach einem Aufruf im Internet rund 250 Linksautonome im Stadtteil Elberfeld versammelt. Bei der Polizei war die Aktion nicht gemeldet. Die Gruppe zog durch mehrere Straßen, zündete Feuerwerkskörper, vereinzelt flogen Flaschen, Steine und Gegenstände.
In Hamburg lieferten sich Jugendliche ohne Bezug zur linksradikalen Szene Straßenschlachten mit der Polizei. Bei den Ausschreitungen nahm die Polizei 69 Verdächtige fest oder in Gewahrsam. Insgesamt beteiligten sich mehrere hundert Randalierer an den Ausschreitungen im Hamburger Schanzenviertel.