Manfred Güllner: Der Herr der Zahlen

"Sein" Meinungsforschungsinstitut Forsa zeigtjeden Mittwoch, was die Menschen über die Politik denken.

Manfred Güllner gilt in der SPD-Zentrale - neben oder sogar noch vor Oskar Lafontaine - als einer der gefährlichsten Männer der Republik. Woche für Woche, pünktlich jeden Mittwoch, sagt Güllners Meinungsforschungsinstitut Forsa der SPD den Untergang voraus - am Mittwoch taumelte die Sozialdemokratie auf gerade noch 20 Prozent, ein neuer Tiefstand. Die Genossen im Brandt-Haus murmeln dann wie jeden Mittwoch etwas von "Manipulation" und "Stimmungsmache". Aber Güllner und seine schlimmen Zahlen sind da. Und zu allem Überfluss ist Güllner auch noch SPD-Mitglied - seit 1964.

Güllner und die SPD - das war nicht immer ein zerrüttetes Verhältnis. Der 1941 in Remscheid geborene Güllner galt unter Kanzler Schröder sogar als dessen Vertrauter und Hofdemoskop. "Der Güllner sagt mir heute, was die Menschen in sechs Wochen von uns denken", feierte Schröder damals den Forsa-Chef. Zur neuen Parteiführung aber fand der Soziologe Güllner kein Verhältnis. Entfremdung ist wohl noch geschmeichelt. Doch es bleibt Güllners Verdienst, sein 1984 gegründetes Unternehmen Forsa zu einem der führenden deutschen Meinungsforschungsinstitute gemacht zu haben.