„Privat bin ich Punkrock-Fan“

Interview: Künstler-Sohn Björn Casapietra hat als Beleuchter angefangen, war Seifenoper-Star und ist nun Solo-Tenor.

Herr Casapietra, wenn Sie wählen dürften: die Hauptrolle in "La Bohème" oder ein Film mit Steven Spielberg - was würden Sie nehmen?

Björn Casapietra: "La Bohème" - ohne zu zögern! Ich bin in erster Linie Sänger und in zweiter Linie Schauspieler. Aber ich hätte bei beidem auf jeden Fall die Hosen voll (lacht).

Also haben Sie der Schauspielerei, die Sie bekannt gemacht hat, abgeschworen?

Casapietra: So würde ich das nicht sagen. Ich bin allerdings im Moment so glücklich mit unserer Tournee, dass das Singen für mich jetzt ganz im Vordergrund steht. Aber ich bekomme weiter Rollenangebote und prüfe die auch.

Ein Musikkritiker hat Sie jüngst mit dem jungen Pavarotti verglichen...

Casapietra: Das war sehr nett, aber ich kenne die Realität: Pavarotti war ein Gott, und ich bin ein Mensch - so einfach ist das!

Es ist schwierig, Sie einem musikalischen Genre zuzuordnen.

Casapietra: Und das ist mir ganz wichtig! Ich will absolut in keine Schublade gesteckt werden, ich bin Sänger und Schauspieler, Deutscher und Italiener, singe Oper und Liebeslieder - ganz bewusst! Wer in mein Konzert kommt, muss ein gewisses Risiko eingehen, mich zu entdecken.

Sie sind in einer Künstlerfamilie aufgewachsen und haben trotzdem eine profane Berufsausbildung begonnen, unter anderem als Beleuchter und als Kaufmann. Geschah das freiwillig?

Casapietra: Nein, das war ein Zwang des Systems: Man musste in der DDR eine Ausbildung abgeschlossen haben, bevor man Gesang studieren durfte. Das hat dazu geführt, dass ich drei Jahre meines Lebens mehr oder weniger verplempert habe. Aber andererseits war es nicht ganz umsonst - ich weiß heute, dass ich einer der glücklichsten Menschen der Welt sein kann, weil ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe.

Künstlerisch, das betonen sie häufig, hat Sie ihre Mutter sehr geprägt, die italienische Opernsängerin Celestina Casapietra. Wie viel Italien steckt sonst in ihnen?

Casapietra: (lacht) Ich bin in der wunderbaren Situation, dass ich in Deutschland immer tierisch mit meinem feurigen italienischen Erbe angeben kann. Aber in Italien entdecke ich dann schnell meine deutschen Seiten, dort geht mir zum Beispiel die Unpünktlichkeit fürchterlich auf den Nerv.

Mit diesem italienischen Image kokettieren Sie auch bei ihrer Tournee mit dem Titel "Verführung". Was heißt das für Ihr Konzert in Düsseldorf?

Casapietra: Die Leute sollten mit offener Seele ins Konzert kommen - und aber auch darauf gefasst sein, mitzumachen. Musikalisch reicht die Bandbreite von spanischen Zarzuelas über Balladen von Shakira bis zu Opernarien. Unser Ziel ist, dass die Leute nach Hause gehen und das Gefühl haben, die Sterne in der Nacht scheinen ein wenig heller.

Große Gefühle auf der Bühne, dazu diese klassische Prägung durch das Elternhaus - gibt es in Ihrem Leben überhaupt Platz für moderne Rock- oder Popmusik?

Casapietra: Klar, ich höre zum Beispiel Nick Cave and the Bad Seeds, The Clash oder U2, vor allem die frühen Platten. Privat bin ich ein totaler Punkrock-Fan. Aber wie gesagt: Das ist Hobby - die Bühne ist die andere Seite.