TV-Marathon: 2,5 Millionen in fünf Stunden

Bei der bisher längsten Sendung von „Schlag den Raab“ gewinnt ein 29-jähriger Ex-Fußballer das Rekord-Preisgeld.

Köln. Sonntagfrüh, 1.27 Uhr. Das NDR-Fernsehen blickt auf das EM-Finale von 1996 zurück. RTL2 wiederholt einen Bruce-Lee-Film von 1972. Eurosport macht Werbung für Bauchweg-Trainer. Nachtprogramm-Routine allerorten.

Allerorten? Nein! Auf Pro Sieben verwandelt Olufemi Smith, 29-jähriger Ex-Fußballer, den entscheidenden Elfmeter gegen Stefan Raab - und ist um 2,5 Millionen Euro reicher.

Smith, Deutsch-Nigerianer und Ex-Kicker des FC St. Pauli, sichert sich damit nach einer ebenso langen wie streckenweise langatmigen Show das höchste eigenständig zu gewinnende Preisgeld der deutschen TV-Geschichte.

Viermal in Folge war Raab, der ehrgeizige Tausendsassa, zuvor in seinem erfolgreichsten Show-Event ungeschlagen geblieben. Und auch am Samstag sah der Moderator lange wie der sichere Sieger aus.

Denn Gegner Smith, obwohl rein athletisch der "Killerplauze" Raab haushoch überlegen, beweist bei Spielen wie Joggen auf einer Drehscheibe, Jetski-Rennen auf dem Rhein oder Zwillen-Zielschießen auf Dosen peinliche Schwächen bei Koordination und Feinmotorik. Das Jetski-Rennen legt er größtenteils schwimmend zurück, nach fünf Spielen führt Raab mit 15:0. Ist sein Gegner nur ein Opfer? Immer mehr Zuschauer - in der Spitze fast fünf Millionen - schalten weg.

Doch der Ex-Fußballer Smith kommt wieder zurück - "zweite Luft" nennen Sportkommentatoren gern dieses Stehvermögen. Nach dem dreizehnten Wettbewerb geht er erstmals in Führung - auch weil Raab bei Spielen wie Promi-Raten ausgerechnet seinen Ex-"TV Total"-Gast Gisele Bündchen nicht wiedererkennt. Mauschelei zugunsten von mehr Spannung? Der barmherzige Moderator?

Dagegen spricht eine Szene um 0.58 Uhr bei einem Wissens-Duell: Raab nennt 10000 Meter Gehen als Leichtathletik-Wettbewerb - falsch! Vor Wut zertrümmert der gelernte Metzger mit der flachen Hand einen Monitor. Konsequenz: ein blutender Schnitt in der rechten Hand.

Und womöglich das entscheidende Handicap beim finalen Elfmeterschießen: Beim ersten Treffer des Ex-Fußballers fällt Torhüter Raab ausgerechnet auf die verletzte Rechte, verstaucht sich den Finger - und verliert das Duell mit 1:4. Gegner Smith strahlt im Arm seiner Freundin Melanie über fünf Geldkoffer: "Wir gehen ganz solide damit um. Ab Dienstag will ich wieder der normale Femi sein."

Raab aber scheint es am Ende sportlich gelassen zu nehmen. Warum auch nicht? Wer mit fünfeinviertel Stunden sinnfreien Juxes Millionen TV-Konsumenten fesselt, ist der wahre Sieger des Abends. Das müssen auch Bruce Lee und Berti Vogts anerkennen.