Zwei Tote bei Unwetter-Aufräumarbeiten
Die Unwetter haben am Freitag im Rheinland erneut schwere Schäden angerichtet. Riesen-Hagel in Krefeld.
Kaarst/Krefeld. Bei Aufräumarbeiten starben zwei Senioren vermutlich an Herzversagen. Tennisballgroße Hagelkörner verletzten in Krefeld drei Menschen, demolierten zahlreiche Autos und zertrümmerten Dachfenster und Gewächshäuser.
Die Feuerwehr Krefeld geht von Schäden in Millionenhöhe aus. Vollgelaufene Keller und überflutete Straßen hielten die Feuerwehren außer im Raum Neuss/Krefeld auch im Rhein-Sieg-Kreis, im Rhein-Erft-Kreis sowie in den Kreisen Düren und Euskirchen in Atem.
In Meerbusch bei Neuss hatte ein 66-jähriger Rentner Hagelschäden an seinem Haus entdeckt und war auf das Dach geklettert. Als seine Frau ihm Ziegel anreichen wollte, sackte der ehemalige Dachdecker tot zusammen, wie die Polizei in Neuss berichtete.
In Kaarst hatte ein 73 Jahre alter Mann wegen der starken Niederschläge vor seinem Haus Wasser geschöpft. Kurz darauf brach er im Keller zusammen. Ein Notarzt konnte ihm nicht mehr helfen. In beiden Fällen wird Herzversagen als Todesursache vermutet. In Krefeld wurden die Innenstadt und die westlichen Stadtteile bereits am frühen Morgen mit den tennisballgroßen Eisklumpen "bombardiert".
"In der Stadtmitte gibt es keine heile Lichtkuppel mehr“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Hinzu kamen Wasserschäden. In einem größeren Geschäft löste der Hagel eine Sprinkleranlage aus. Rund zehn Minuten dauerte der Hagel-Spuk. Betroffen war auch die Feuerwehr selbst: „Die Dienstwagen und das Feuerwehrgebäude sind auch beschädigt.“ Die Feuerwehr rückte zu 20 Einsätzen aus. Bei der Polizei wurden 100 Einsätze gezählt.
"Bei unseren Streifenwagen sind die Blaulichter kaputt", sagte ein Polizeisprecher. "Golfball-große" Hagelkörner beschädigten auch im Rhein-Kreis Neuss Autos. Im Kreis Düren setzte vermutlich ein Blitzeinschlag am frühen Morgen eine Trafostation des Netzbetreibers RWE außer Gefecht.
Haushalte waren bis zu zwei Stunden ohne Strom. Betroffen waren vor allem Vettweiß und Nörvenich. Einen weiteren Stromausfall gab es nach Angaben von RWE Rhein-Ruhr in der Nähe von Bad Münstereifel. Der Deutsche Wetterdienst rechnete für Samstagmorgen mit weiteren Gewittern, die auch unwetterartig sein könnten.
Eine Unwetter-Anekdote berichtete am Freitag die Polizei in Düren. Bereits am Donnerstag hatte ein 75-Jähriger an einer überfluteten Eisenbahnunterführung ein völlig aufgeweichtes, schmutziges Portemonnaie mit rostigen Beschlägen gefunden. Darin waren Bankkarten und der Ausweis der Eigentümerin. Die 80-jährige Dame aus Düren erklärte den Beamten, dass ihr die Börse vor zwei Jahren in Köln gestohlen worden war.
Die Polizei geht davon aus, dass der Wasserdruck das Ledermäppchen aus der Kanalisation herausgespült hatte. "Wie es dann allerdings den Weg von Köln wieder zurück nach Düren gefunden hat, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben", hieß es im Polizeibericht.