Mark Wahlberg: „Mein Leben heute gefällt mir bestens“

Früher rappte er über das Leben auf der Straße und modelte für Unterhosen. Heute ist Mark Wahlberg eine Größe in Hollywood.

Düsseldorf. Mark Wahlberg ist erkältet, also kein Handshake, sagt er: „Sorry. Zu Ihrer Sicherheit“. Schade eigentlich — zu gern hätte man den Händedruck dieses Muskelbergs mit dem Lausbubenlächeln getestet. So muss es eben ohne Krafttest gehen, mit einen Schauspieler, der es aus dem Bostoner Brennpunkt nach Hollywood geschafft hat — vom Knast zur Oscar-Nominierung.

Herr Wahlberg, Anfang der 90er Jahre waren Sie mit ihren Muskelbergen das genaue Gegenteil von süß — und dennoch fanden viele Mädchen, dass Sie genau das waren . . .

Mark Wahlberg: Tja, ich kann schon verstehen, dass es blöd ist, wenn die Mädchen in einem Umfeld ständig von anderen schwärmen, aber das können Sie mir doch nicht persönlich anlasten (lacht).

Das lag vermutlich an Ihrem Stirnrunzeln, auf wie viele Arten können Sie das?

Wahlberg: Oh, da fragen Sie definitiv den Falschen. Ob Sie’s glauben oder nicht: Ich verbringe nur wenig Zeit vorm Spiegel, weil ich mich einfach nicht so gern selber sehe. Haben Sie sie gezählt?

Es müssen Hunderte sein! Ist das eine Art Markenzeichen?

Wahlberg: Zumindest kein kalkuliertes. Ich glaube, es gibt viele Schauspieler, auch Nicht-Schauspieler, die besonders bemerkenswerte oder anziehende Eigenschaften an sich herausstellen; so ticke ich nicht, nicht mehr. Ich bin einfach ich und ziehe mein Ding durch.

Welche Eigenschaften kennzeichnen Sie als Schauspieler und Mensch?

Wahlberg: Sicher. Als Person versuche ich, ein frommer Katholik und guter Ehemann, Vater, Sohn, Freund, Nachbar, Mitmensch zu sein, was mir meistens sogar ganz gut gelingt. Und im Job will ich meine Arbeit einfach in jedem Projekt so gut machen, wie ich kann, um mein Publikum mit interessanten Inhalten zu unterhalten.

Wie wichtig ist ein durchtrainierter Körper für einen Schauspieler von 41 Jahren?

Wahlberg: Das hängt allein von der Rolle ab. Als ich jung war, wollte ich am liebsten Boxer, besser noch Bodybuilder spielen, und zwar mit meinem Körper in der Hauptrolle. Würde ich das heute spielen, wäre der Körper ganz klar in der Nebenrolle, als rein visueller Aspekt.

Wie viel aus Ihrer Jugend in Boston steckt heute noch in Ihnen?

Wahlberg: Oh, eine Menge, auch wenn sich zum Glück die besseren Seiten durchgesetzt haben. Trotzdem war die Zeit in Dorchester 20 Jahre lang mein Leben, und alles davon ist noch in mir — plus Vernunft. Ich bin als Person, als Erwachsener, als Mann natürlich gereift, aber als Schauspieler kann ich zugleich aus einem großen Schatz an Lebenserfahrung vor diesem Reifungsprozess schöpfen.

Waren Sie je in einer Schauspielschule?

Wahlberg: Es gibt grundsätzlich nichts, was ich zur Vorbereitung einer Rolle nicht täte, aber richtig gelernt hab ich das Schauspielen nie.

Was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie nicht so früh bei der damals erfolgreichsten Boygroup „New Kids On The Block“ ausgestiegen wären?

Wahlberg: Sehr wahrscheinlich das, was ich heute tue, das steckte ja schon damals in mir. Aber ich denke lieber über das nach, was geschehen ist, als das, was hätte geschehen können. Ich weiß ja nicht mal, ob ich noch singen würde. Doch auch ohne Musik gefällt mir mein Leben von heute bestens.

Sie holen gerade Ihren Highschool-Abschluss nach?

Wahlberg: Ich möchte nicht, dass ich meinen Kindern bei den Hausaufgaben immer sagen muss: frag Mami. Ich bin allerdings noch längst nicht fertig, denn es erfordert doch mehr Arbeit, als ich anfangs dachte, aber ich ziehe das jetzt durch. Meine Lebenserfahrung mag mir beruflich helfen, aber wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich lieber zur Schule gehen.