Matthias Brandt: Der Kanzlersohn will Neues wagen

In der Rolle des Kanzlerspions wurde Matthias Brandt berühmt. Er will sich nicht mehr auf einen Typen festlegen.

Köln. Der Kanzlersohn spielte den Kanzlerspion, und Schauspieler Matthias Brandt (46) gibt heute zu, dass er seinerzeit die Rolle des Guillaume im Film "Im Schatten der Macht" auch mit Blick auf die zu erwartende Publicity übernommen hat. Wie überhaupt Willy Brandts jüngster Sohn einen bemerkenswert unbefangenen Umgang mit seiner Herkunft pflegt.

Wie war Ihr Vater denn so, Herr Brandt?

Brandt: Sehr abgehoben. Ich bin ja überwiegend von Frauen erzogen worden.

Und Ihre Mutter war nicht entsetzt, als der jüngste Sohn ausgerechnet Schauspieler werden wollte?

Brandt: Ziemlich. Ich würde auch recht belämmert dreinschauen, wenn mir meine Tochter mit diesem Wunsch käme. Ich allerdings wohl mehr, weil ich die Härte dieses Berufs kenne. Meine Mutter plagte eher der Gedanke: Wird der Junge es schaffen?

Und dann saß sie in allen Premieren.

Brandt: Klar. Wohl mit dem erleichterten Gefühl: Aus dem Jungen wird doch noch was!

Woher kam Ihr Drang zur Schauspielerei?

Brandt: Schwer zu sagen, weil ich ein ausgesprochen schüchternes, introvertiertes Kind war. Es war wohl das dunkle Gefühl: Ich habe in mir Geschichten, die ich gern erzählen würde...

Am Ende auch als Mittel, die eigene Schüchternheit zu überwinden?

Brandt: Möglich, aber ich analysiere mich eigentlich selbst nicht so gern. Das sollte ein Schauspieler nicht tun. Sagen wir mal: Der Drang zu den Geschichten war so stark, dass ich darüber alles andere vergessen habe.

Im Theater hatten Sie eine enorme Bandbreite, klassisch wie modern. Im Film sind Sie oft der sensible Verlierer-Typ. Stört Sie diese Einengung?

Brandt: Sie ist zwangsläufig. Das Theater hat die größere Rollenvielfalt. Aber im Film muss ich natürlich auch sehen, dass ich mal anders komme. Warten Sie’s ab...

Ihre Souveränität im Umgang mit ihrer Herkunft ist beeindruckend. Woher nehmen Sie die Kraft dazu?

Brandt: Indem ich mir sage: Das ist ein Teil deiner selbst, das darfst du nicht verdrängen, und eines Vaters, wie ich ihn hatte, muss man sich ja nicht schämen. Im übrigen entspannt sich die Beziehung immer mehr mit dem eigenen Erwachsenwerden.

In diesen Wochen wird an den RAF-Terror erinnert. Hat es Sie nicht belastet, dass Ihre Eltern damals zum gefährdeten Personenkreis gehörten?

Brandt: Ich selber stand seit meinem achten Lebensjahr unter Personenschutz. Aber Kinder sind ja unglaubliche Pragmatiker, die aus allem etwas machen. Ich wünschte mir manchmal, ich hätte mir etwas davon erhalten.

Sie haben keine Angst gehabt?

Biografisches Nach dem Studium an der Hochschule für Musik und Theater Hannover blieb Brandt lange der Bühne treu. Erst seit sechs Jahren ist er auch im TV zu sehen. Er ist Träger des Bayerischen Fernsehpreises und des Adolf-Grimme-Preises.

Im Kino Im Drama "Gegenüber" spielt Brandt den Polizisten Georg, der von seiner Frau geschlagen wird. Kino Blackbox (Düsseldorf, Schulstr.), Sa./So. 21Uhr, Mo.-Mi. 21.30 Uhr.

Im Fernsehen "Der Tote am Strand", Montag, 20.15Uhr, ZDF; "Mann von gestern", Mi., ARD.