Mehr als 150 Tote bei Erdbeben in China - Nachbeben befürchtet
Peking (dpa) - Die Erde bebt in China und Häuser stürzen in sich zusammen. Viele Menschen sterben. Tausende werden obdachlos. Aus Angst vor Nachbeben schlafen viele im Freien. Auch Deutschland bietet Hilfe an.
Ein schweres Erdbeben im Südwesten Chinas hat mindestens 156 Tote gefordert. Mehr als 5000 Menschen wurden verletzt, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete. Das Epizentrum lag in der Nähe der Stadt Ya'an in der Provinz Sichuan, einem Ort mit 1,5 Millionen Einwohnern. Das Beben ereignete sich am Samstagmorgen um kurz nach 8.00 Uhr (2.00 Uhr MESZ) chinesischer Zeit in der zu Ya'an gehörenden Gemeinde Lushan. Chinas Erdbebenwarte bezifferte die Stärke mit 7,0. Die US-amerikanische Erdbebenwarte (USGS) setzte die Stärke bei 6,6 an. Anschließend soll es Nachbeben gegeben haben.
Chinas Staatsfernsehen zeigte Bilder von zerstörten Häusern in der Region. Rettungskräfte versuchten, Opfer aus den Trümmern zu bergen. Ministerpräsident Li Keqiang ließ sich mit einem Helikopter nach Lushan bringen, um vor Ort die Hilfe zu koordinieren, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. „Das wichtigste ist jetzt, die ersten 24 Stunden nach dem Beben zu nutzen. Es ist die entscheidende Zeit, um Leben zu retten“, hatte er zuvor gesagt.
Rettungskräfte aus dem ganzen Land wurden in die Region geschickt. Alleine 7500 Soldaten und 10 Flugzeuge kamen zum Einsatz. Das Ministerium für Zivilangelegenheiten schickte unter anderem 30 000 Zelte und 50 000 Decken nach Sichuan.
Eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation World Vision sprach von großen Herausforderungen für die Helfer: „Viele Straßen sind noch blockiert und die Handyverbindungen funktionieren nicht richtig“, berichtete Helferin Meimei Leung der Nachrichtenagentur dpa. „Spätestens in 24 Stunden wird die chinesische Regierung die Probleme behoben haben“, gab sie sich zuversichtlich. Sie war mit einem Team auf dem Weg nach Sichuan.
Unterdessen mussten sich tausende Menschen auf eine Nacht im Freien einrichten. Weil bei vielen Gebäuden nicht klar ist, wie stark sie durch das Beben beschädigt wurden, wurden vielerorts vorsorglich Zelte auf Straßen und Plätzen errichtet, wie das chinesische Fernsehen berichtete. Auch könnten Nachbeben weitere Gebäude zum Einsturz bringen.
Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich betroffen von dem Unglück in China: „Unser Mitgefühl ist mit den vielen Opfern und ihren Angehörigen. Deutschland steht bereit, Hilfe zu leisten, falls die chinesischen Behörden das wünschen sollten“, sagte er laut einer Mitteilung.
Schon 2008 hatte es unweit des Epizentrums bei Ya'an ein starkes Beben gegeben. Damals kamen nach offiziellen Angaben 87 000 Menschen um oder gelten als vermisst. Die lokalen Behörden wurden damals für ihre langsame Reaktion kritisiert. Am Samstag kündigten sie schnelle Hilfe an. Auch Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping versprach laut Xinhua den betroffenen Menschen jede erdenkliche Hilfe, um die Zahl der Opfer so gering wie möglich zu halten.
Bei dem Beben vor fünf Jahren waren in einigen Regionen Schulen zusammengekracht, während andere Gebäude den Erschütterungen standhielten. Die Behörden wurden danach öffentlich kritisiert. Der Vorwurf lautete, aufgrund von Korruption habe es Pfusch am Bau gegeben.
Es gibt immer wieder Erdbeben im Südwesten Chinas. In der benachbarten Provinz Yunan gab es vergangenes Jahr ein Beben, das einen Erdrutsch auslöste, bei dem mindesten 80 Menschen ums Leben kamen.