Mehr als 450 Kinder aus mexikanischem Heim befreit

Morelia (dpa) - Hinweise auf sexuellen Missbrauch, Vernachlässigung und unhaltbare Zustände: Soldaten und Polizisten haben 596 Menschen aus einem Kinderheim in Mexiko befreit.

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458 von ihnen seien Minderjährige, sechs davon im Babyalter, berichtete die Tageszeitung „El Universal“ am Dienstag (Ortszeit) und berief sich auf die Ermittler. Die Gründerin des Heimes „La Gran Familia“ (Die große Familie) in Zamora im südwestlichen Bundesstaat Michoacán sowie acht Mitarbeiter seien festgenommen worden, sagte der Chefermittler der Generalstaatsanwaltschaft, Tomás Zerón de Lucio.

Der Gründerin wird Freiheitsberaubung vorgeworfen. Ihre Einrichtung, die sich als Internat auswies, bestand laut den Behörden bereits seit 40 Jahren.

Auch Erwachsene im Alter von 18 bis 40 Jahren seien gegen ihren Willen festgehalten worden. So habe eine der befreiten Frauen der Polizei berichtet, sie habe die Einrichtung mit 18 Jahren verlassen wollen, sei aber 13 weitere Jahre festgehalten worden.

In dieser Zeit brachte die Frau nach eigenen Angaben zwei Kinder zur Welt. Diese seien ihr weggenommen worden. Laut „El Universal“ ließ die „Mamá Rosa“ genannte Gründerin die Kinder, welche im Heim geboren wurden, als ihre eigenen bei den Behörden registrieren.

Die Minderjährigen hätten in dem Haus unter menschenunwürdigen Bedingungen gelebt, seien sexuell missbraucht sowie zum Betteln gezwungen worden und hätten sich von verfaulten Lebensmitteln ernähren müssen und auf dem Boden geschlafen, sagte Zerón de Lucia. Es habe sich um seelischen und körperlichen Missbrauch gehandelt, die Kinder hätten das Gelände nicht verlassen dürfen.

In der Einrichtung habe es zudem eine Ratten- und Wanzenplage gegeben, berichtete die Zeitung „El Economista“. Gegen die Leitung der Einrichtung gab es den Ermittlern zufolge in den vergangenen zwölf Monaten etwa 50 Anzeigen, die sich vor allem gegen die Gründerin der Einrichtung richteten.