Opferfest Mehr als 710 Pilger sterben bei Katastrophe in Mekka

Mekka (dpa) - Die schlimmste Katastrophe während der islamischen Mekka-Wallfahrt seit einem Vierteljahrhundert hat mindestens 717 Pilger in den Tod gerissen. Bei der Massenpanik seien außerdem 863 Gläubige in dem Ort Mina verletzt worden, meldete die saudische Zivilverteidigung.

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Es ist das schwerste Unglück bei Massenveranstaltungen weltweit in den vergangenen zehn Jahren. Zahlreiche Staatschefs sprachen ihr Beileid aus.

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Warum das Unglück trotz Milliarden-Investitionen der saudischen Behörden in ein Sicherheitskonzept geschehen konnte, war zunächst unklar. Die Zivilverteidigung erklärte, am Donnerstagmorgen sei es an einer Kreuzung in Mina nahe Mekka zu einem Stau gekommen. Dann sei eine Massenpanik ausgebrochen. Bilder zeigten, wie die Opfer im weißen Pilgergewand auf Liegen versorgt und weggetragen wurden. Auf einem Amateurvideo waren Leichen zu sehen, die auf der Erde lagen.

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Die Opfer kommen aus unterschiedlichen Nationen. Nach Angaben saudischer Medien machten sich in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Menschen auf die Pilgerfahrt nach Mekka, darunter fast 1,4 Millionen aus anderen Ländern. Das saudi-arabische Mekka ist die heiligste Stadt des Islams, dort wurde der Prophet Mohammed geboren. In Mina ziehen die Gläubigen am dritten Tag der Wallfahrt zu einer fünfstöckigen Fußgängerbrücke, wo sie Steine auf Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren.

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Nach einem schweren Unglück im Jahr 2006 hatte es mehrere Umbauten gegeben, die für einen reibungslosen Strom der Pilger sorgen und einen Massenandrang verhindern sollten. Damals waren bei einer Massenpanik mehr als 350 Gläubige zu Tode getrampelt worden. Deswegen werden die Pilger nun eigentlich so geleitet, dass sich ihre Wege nicht mehr kreuzen.

Der saudische Gesundheitsminister Khaled al-Falih machte am Donnerstag Pilger für die Massenpanik verantwortlich. Einige von ihnen hätten sich nicht an die vorgegebene Aufteilung der Pilgergruppen gehalten und die Anweisungen missachtet.

Viele Politiker zeigten sich bestürzt. Aus Deutschland kondolierten Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). „Ich bin erschüttert“, sagte Steinmeier. „Dem saudischen Volk, allen Pilgern, die sich auf den Weg nach Mekka gemacht haben und insbesondere den Familien der Opfer, die von einem solch schrecklichen Schicksalsschlag getroffen werden, gilt mein tiefes Mitgefühl.“

Auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Kremlchef Wladimir Putin sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Großbritanniens Premierminister David Cameron schrieb auf Twitter: „Ich bin in Gedanken und Gebeten bei den Familien derer, die auf der Pilgerreise getötet wurden.“ Schätzungen zufolge reisen etwa 25 000 Briten jährlich nach Mekka. Dem Londoner Außenministerium zufolge ist noch unklar, ob Briten ums Leben gekommen sind.

Die USA drückten den Familien der Toten ihr tiefstes Beileid aus. „Wir trauern mit über den tragischen Verlust dieser gläubigen Pilger“, teilte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Ned Price, mit.

Der Iran gab Saudi-Arabien die Mitschuld an dem Unglück. „Die Saudis haben ohne Grund einen Teil der Route der Pilger blockiert, was zu dem Andrang und letztendlich auch der Tragödie führte“, sagte der Leiter des Auswärtigen Ausschusses im Parlament. Der schiitische Iran und das sunnitische Saudi-Arabien sind in der Region Erzrivalen.

Der Hadsch gehört zu den fünf Säulen des Islam. Jeder gläubige Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, soll einmal in seinem Leben nach Mekka pilgern.

Immer wieder kommt es während der Wallfahrt zu Unglücken. Erst wenige Tage vor Beginn des diesjährigen Hadsch starben mehr als 100 Menschen, als ein Kran bei einem schweren Unwetter auf die Große Moschee stürzte. Nach Angaben des deutschen Herstellers Liebherr war die Baumaschine nicht ausreichend gesichert. Beim bislang schwersten Unglück in Mekka waren im Jahr 1990 bei einem tödlichen Gedränge mehr als 1400 Menschen ums Leben gekommen.