Mein Stil, mein Leser, mein Modeblog

Berlin (dpa) - Anna Frost zeigt den Lesern ihres Blogs ihren Alltag und sich selbst - beim Festival, beim Fußbad, in der Toskana.

Was trägt sie? Was macht sie? Wie sieht sie dabei aus? Regelmäßig stellt Frosti, wie sie sich dort nennt, Fotos von sich auf ihr Blog „fashionpuppe.com“ und schreibt kurze Texte dazu.

Ein Modeblogger brauche vor allem „Mut und Selbstbewusstsein“, findet sie. „Zu allererst sollte man den Schritt wagen, sich und seine Person, seinen Stil und seine Texte ins Internet zu stellen.“ Blogger seien zwar die Mädchen und Jungen von nebenan, sie hätten aber das gewisse Etwas, das sie charmant und spannend mache.

Das trifft auch auf Zoe Spawton und Ali zu. Zoe ist 29, Fotografin aus Melbourne, lebt seit rund einem Jahr in Berlin. Morgens sei Ali oft an dem Café vorbeigelaufen, in dem sie kellnert - sie hätten begonnen sich anzulächeln, erzählt sie. Ali ist 84 Jahre alt, hat 18 Kinder, früher arbeitete er in der Türkei als Arzt. Heute ist er Schneider in Berlin-Neukölln - und Protagonist und Model in Spawtons Blog „What Ali Wore“.

Irgendwann hatte Spawton Ali gefragt, ob sie ihn fotografieren dürfe. „Nicht, weil ich einen Blog beginnen wollte, sondern eher, weil ich ihn so faszinierend fand und das festhalten wollte.“ Ali trage fast täglich andere, perfekt aufeinander abgestimmte Kleidung - und das mit Stolz und Haltung. Sie stellte die Bilder ins Netz und erregte das Aufsehen selbst internationaler Presse. Ja, ihr Blog sei über Mode, sagt Spawton. „Aber eher, weil die uns so viel über den Menschen sagt.“

Dass dabei nicht nur die Kleidung zählt, meint auch Kathrin Bierling. Sie ist als Mitglied der Chefredaktion Burda Intermedia Publishing beispielsweise verantwortlich für die Webseiten „instyle.de“ und „elle.de“ und Mitbegründerin des Blogs „Modepilot“. „Menschen, die einen eigenen und außergewöhnlichen Stil pflegen und sich in ihrem Look sichtlich wohl fühlen, haben gute Chancen, dass ihr Outfit in einem Blog präsentiert wird“, meint sie.

Als Konkurrenz zu den Magazinen sieht sie Blogs nicht - sondern als „gute Ergänzung“. Blogs berichteten vielleicht etwas subjektiver und persönlicher, sagt Bierling. „Die Ansprache der Internet-Nutzer wirkt häufig eher freundschaftlich, oft entsteht über die Kommentarfunktionen auch ein Dialog.“

Das sieht der Chefredakteur der Zeitschrift „Freundin“, Nikolaus Albrecht, ähnlich. „Wir entdecken interessante Trends immer häufiger im Netz und greifen diese im Heft auf — umgekehrt geschieht das aber übrigens auch.“ Beide ergänzten und bereicherten sich gegenseitig, meint Albrecht. „Modeblogger machen die Straße zum Laufsteg.“

Die Blogger würden auch als modische Vorbilder dienen, sagt „fashionpuppe“-Autorin Anna Frost. Sie gäben ihren Lesern Ratschläge und teilten ihre Erfahrung mit. Und der Einfluss auf die Modeszene sei nicht zu unterschätzen: „Betrachtet man Kooperationen zwischen großen Modeketten und Blogger(innen), wird dies besonders deutlich.“

So werden auch bei der am Dienstag beginnenden Berlin Fashion Week viele Blogger dabei sein. Nicht selten entdeckt man sie in den vorderen Reihen der Schauen. Und ein Aussteller der Streetwear-Messe Bread & Butter hat eine der prominentesten Modebloggerinnen - Chiara Ferragni - als Stargast eingeladen.