Mexiko lässt jahrelang inhaftierte Französin frei
60 Jahre sollte die Französin Florence Cassez in einem mexikanischen Gefängnis büßen. Nach sieben Jahren ist sie nun wieder auf freiem Fuß. Der Druck aus Paris hat sich ausgezahlt.
Mexiko-Stadt/Paris (dpa) - Der Justizkrimi um die in Mexiko zu 60 Jahren Haft verurteilte Französin Florence Cassez hat ein Ende: Das oberste Gericht in Mexiko-Stadt hob den umstrittenen Richterspruch gegen die 38-Jährige auf und ordnete ihre Freilassung an. Die wegen Beihilfe zu Entführungen verurteilte Cassez konnte in der Nacht zum Donnerstag in einen Flieger nach Frankreich steigen. „Ich habe sieben Jahre als Opfer gelitten“, sagte sie am frühen Donnerstagnachmittag nach ihrer Ankunft in Paris.
Cassez war 2005 als mutmaßliches Mitglied der Entführerbande „Los Zodiacos“ festgenommen und zunächst zu 96 Jahren Haft verurteilt worden. Im Berufungsprozess erreichte sie lediglich eine Reduzierung der Strafe auf 60 Jahre. Zum Verhängnis wurden ihr neben einer Beziehung zu Bandenchef Israel Vallarta Zeugenaussagen von Entführungsopfern, die ihre Stimme erkannt haben wollen. Vallarta hat die Entführung von zehn Menschen und einen Mord gestanden.
Die Freilassung verfügte das oberste Gericht nun wegen zahlreicher Rechtsverstöße bei den Ermittlungen. So wurde Cassez' Festnahme auf der Ranch des Bandenchefs von der Polizei eigens für das Fernsehen inszeniert. Zudem verwehrte die Behörden ihr zunächst konsularischen Beistand, Zeugen sollen beeinflusst worden sein.
Der Justizfall hatte die Beziehungen zwischen Frankreich und Mexiko jahrelang belastet. Die mexikanische Regierung ließ ein in Frankreich geplantes Mexiko-Jahr platzen, weil der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy es Florence Cassez widmen wollte. Sarkozy hatte sich vehement für eine Überstellung der Frau in ihre Heimat eingesetzt.
Entführungsopfer sowie einige ihrer Angehörigen kritisierten die Freilassung von Cassez scharf. „Es werden (mit dem neuen Urteil) der Straflosigkeit die Tore geöffnet“, erklärte die Vorsitzende der Gruppe Alto al Secuestro (Stopp den Entführungen), Isabel Miranda de Wallace. Frankreichs Präsident François Hollande begrüßte die Gerichtsentscheidung. „Das ist eine äußerst schmerzhafte Zeit, die nun ein Ende findet“, ließ er mitteilen.
Cassez bedankte sich allerdings vor allem bei dessen Vorgänger Sarkozy: „Er hat mir das Leben gerettet“, sagte sie am Donnerstag. Seine Unterstützung habe sie motiviert, weiter zu kämpfen.