Mia kehren mit „Tacheles“ zurück
Berlin (dpa) - Mia redet „Tacheles“. Die Berliner Elektropop-Band bringt nach drei Jahren Pause an diesem Freitag (9. März) eine neue Platte heraus. Der Titel des fünften Studioalbums ist Programm, denn Klartext - oder eben Tacheles - will die Band auch im 15. Jahr ihres Bestehens reden.
„Das Album soll die Sprache des Herzens sprechen“, kündigt Sängerin Mieze (32) an. Jeder der vier Musiker hat die Auszeit für persönliche Erfahrungen genutzt, und all die unterschiedlichen Eindrücke seien in das Album eingeflossen. „Nach draußen waren wir drei Jahre weg, nach drinnen keine drei Minuten. Einige von uns waren auf Reisen. Einige auf der Flucht“, erklären die Bandmitglieder, zu denen neben Mieze aktuell noch Gitarrist Andy Penn, Schlagzeuger Gunnar Spies sowie Bassist Bob Schütze zählen. Herausgekommen sind elf Lieder - „eingefangen mit aller Ehrlichkeit“.
Musikalisch kommt „Tacheles“ deutlich reduzierter daher als die Vorgängeralben. Und auffällig ist auch, dass die Band ungewohnt düstere Töne anstimmt. „Ersmals wurde es auf einem Mia-Album richtig dunkel. Da gibt es keinen Notausgang, keinen doppelten Boden“, sagt Drummer Spies mit Blick auf die Stücke „Rien ne va plus“ oder „Brüchiges Eis“.
„Alles aus meinem Leben fließt in die Texte ein“, erklärt Mieze, die für die gesamten Songtexte verantwortlich ist und mit einem „Sack voller Geschichten und Emotionen“ aus der Pause zurückgekehrt war. Was genau ihr widerfahren ist, will sie gar nicht näher erklären. Nur soviel: „Das Leben ist mir passiert. Es hat sich gezeigt von einer Seite, die ich bis dahin noch nicht kannte.“ Doch auch in schwierigsten Zeiten („Meine Welt stand Kopf“) seien Zettel und Stift und ihre Musikerfamilie dagewesen, „und so hab ich mir mein Land, mein Lachen und mein Glück zurückgeholt“.
Und so gibt es - ganz in alter Mia-Manier - auch lebensbejahende Stücke zu hören, etwa „La Boom“ oder die erste Single „Fallschirm“. Das Lied, das bereits häufig im Radio zu hören ist, erzählt von einer Reise zu sich selbst, davon auszurasten, sich in neue Abenteuer zu stürzen, die Kontrolle zu verlieren. Bei manch einem Musikkritiker kam das Stück allerdings nicht gut an: Als einen „wenig emotionalen Song über viele Emotionen“ bezeichnet die Musikseite „laut.de“ „Fallschirm“. Vom „ursprünglichen musikalischen Kampfgeist“ der Band sei nicht mehr viel zu spüren.
Mit einem ausgefallenen Mix aus Elektro, Pop und Punk wurde Mia einst berühmt. 1997 formierte sich die frühere Schülerband an einem Berliner Gymnasium, das damals auch Moderatorin Sarah Kuttner besuchte. Das Debütalbum „Hieb und Stichfest“ erschien 2002, „Was es ist“, „Hungriges Herz“ und „Tanz der Moleküle“ gehören bislang zu den bekanntesten Hits der Band, der schnell das Label „Berlin-Sound“ aufgedrückt wurde.
„Wir wurden vor allem in diese Kiste gesteckt, als wir viel im Ausland waren“, erklärt Mieze. „Die Leute haben gewusst: diese Band ist aus Berlin, das muss so sein, das hat mit dem Lebensgefühl zu tun.“ Eine Tatsache, die die vier überhaupt nicht stört: „Berlin ist in uns und wir nehmen Berlin überall hin mit.“