Millionengrab Landesarchiv
Die Preise für ein Grundstück in Duisburg sind explodiert. Ermittler sind alarmiert.
Düsseldorf. Der erste Spatenstich ist längst getan, die Bauarbeiten haben bereits begonnen: Im Duisburger Hafen soll ein alter Kornspeicher zum neuen Sitz des Landesarchivs umgebaut werden. Dem Projekt kommt Leuchtturmfunktion für die gebeutelte Stadt zu, die Architektur gilt als spektakulär. Doch die Vorfreude auf das Gebäude wird getrübt: Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Wuppertal wegen des Verdachts auf Geheimnisverrat, Betrug und Untreue. Es geht um viele Millionen Euro.
Der Bau kostet - Stand heute - 160 Millionen Euro. Ursprünglich war die Hälfte veranschlagt. Ein Teil dieser Preisexplosion hat die Staatsanwälte alarmiert. Anfang April hat ein Frankfurter Privatdetektiv in Duisburg eine umfassende Anzeige erstattet. Dabei geht es um die wundersame Wertsteigerung des Grundstücks, auf dem die Kornmühle steht. Anfang 2007 gab es in der Düsseldorfer Staatskanzlei eine Gesprächsrunde, an der Vertreter des Landes und der Stadt teilnahmen.
Dort einigten sich die Teilnehmer, dass die Stadt das Grundstück für zwei Millionen Euro kaufen und an das Land weitergeben solle. Daraus wurde aber nichts. Die private Firma Kölbl & Kruse schlug zu, kaufte das Gelände für 3,85Millionen Euro. Angeblich gab es einen Tipp von einem Staatsbediensteten, der an der Staatskanzlei-Runde teilgenommen hatte.
Das Land ging zunächst über den eigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb BLB mit Kölbl & Kruse einen langfristigen Mietvertrag ein, wollte mit der Firma das Projekt stemmen. Doch das scheiterte. Dann kaufte das Land: Für 21,6 Millionen Euro gingen Speicher und Grundstück in Besitz des Landes über. Dann wurde noch ein Nachschlag über 8,1Millionen Euro für den Verzicht auf den Mietvertrag fällig.
"Ja, wir ermitteln", sagte am Donnerstag Oberstaatsanwalt Wolf-Tilmann Baumert von der Staatsanwaltschaft Wuppertal. Noch sei es allerdings nicht möglich, die Vorgänge öffentlich zu bewerten.
Wer den Geheimnisverrat begangen hat, ist offen. Die "Waz"-Gruppe berichtet von einem Schreiben von Stefan Kölbl, in dem er davon berichtet, Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) habe der Firma zu einem raschen Kauf und Notartermin geraten.