Milzbrand-Ausbruch: 50 Menschen mit Antibiotika behandelt
Stendal/Magdeburg (dpa) - Wegen des Milzbrand-Ausbruchs in Sachsen-Anhalt werden etwa 50 Menschen vorsorglich mit Antibiotika behandelt. Sie hätten Kontakt zu den im Landkreis Stendal erkrankten Rindern gehabt, sagte der Sprecher des Landratsamtes Stendal, Edgar Kraul.
Insgesamt neun Tiere der Herde seien inzwischen verendet, berichtete das Agrarministerium in Magdeburg. Eines der Rinder war am Donnerstag in die Elbe gefallen, sein Kadaver konnte erst in Brandenburg nahe dem niedersächsischen Schnackenburg geborgen werden.
Das tote Tier sei im Fluss abgetrieben, als es abtransportiert werden sollte, sagte ein Sprecher des Agrarministeriums. Für andere Tierbestände bestehe keine Gefahr, erklärte der Brandenburger Landestierarzt Klaus Reimer. Eine Ansteckung sei nur über den direkten Kontakt mit Milzbrandsporen möglich. Die Ursache für den Ausbruch war zunächst unklar.
„Die Sporen des Anthrax-Bakteriums finden sich klassischerweise auf sogenannten Wasenplätzen, auf denen in früheren Generationen an Milzbrand verendete Tiere begraben wurden“, sagte Prof. Heinrich Neubauer, Leiter des Instituts für bakterielle Infektionen und Zoonosen am Friedrich-Loeffler-Institut in Jena. „Wenn Rinder oder Schafe dort weiden, können sie sich infizieren.“ Die Sporen blieben im Boden jahrzehntelang infektiös.
„Ab Montag werden Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) die Weide der Tiere untersuchen“, sagte Landratsamtssprecher Kraul. Es werde geprüft, ob dort früher verendete Tiere begraben worden seien. Die etwa 50 Tiere zählende Herde sei vorerst isoliert und auf eine andere Weide getrieben worden.
Die letzten Milzbrandfälle in Deutschland seien 2009 in Bayern aufgetreten, hieß es beim Agrarministerium. Milzbrand, auch Anthrax genannt, wird vom Bakterium Bacillus anthracis verursacht. „Am gefährdetsten sind Paarhufer, vor allem Schafe, Rinder und Ziegen“, erklärte Neubauer. „Während die Krankheit bei Schafen sehr akut verläuft, kann sie sich bei Rindern auch hinziehen. Das ist abhängig unter anderem von der Menge der aufgenommenen Sporen.“
Menschen infizieren sich selten. „Ein gewisses Berufsrisiko haben etwa Landwirte oder Tierärzte, die viel Kontakt mit Rindern oder Schafen haben“, so Neubauer. „Bei Gerbern, die Tierhäute verarbeiten zum Beispiel war Milzbrand früher eine Berufskrankheit.“ Im Juni hatten sich in Bayern zwei Heroinsüchtige mit Anthrax infiziert, einer von ihnen starb. Als Ursache der Infektion wurde vom RKI die Injektion von mit Milzbrandsporen verunreinigtem Heroin vermutet. Ähnliche Fälle gebe es immer wieder.
Weltweit erkranken nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation jährlich rund 2000 Menschen vor allem in Afrika und Asien. Symptome sind Fieber, eine Schwellung und Verfärbung der Milz und ein allgemeiner Kräfteverfall. Schlagzeilen machte der Erreger vor allem wegen seiner möglichen Verwendung für die biologische Kriegführung. Mehrfach wurden in den vergangenen Jahren Briefumschläge mit Anthrax-Sporen etwa an Regierungsstellen in den USA verschickt.