Missbrauchsfälle auch an Ordens-Gymnasium in Jülich
Jülich (dpa). Auch im katholischen Internat und GymnasiumHaus Overbach in Jülich bei Aachen soll es zu sexuellem Missbrauchgekommen sein. Drei Opfer hatten sich gemeldet und von Missbrauch inden 50er Jahren berichtet, wie der Schulträger in Wien am Montagmitteilte.
„Der Orden geht das Thema sehr offensiv und transparentan“, sagte der Leiter des Gymnasiums, Heinz Lingen, der dpa amDienstag. Es seien Fachleute beauftragt worden, die nun die Fälleaufarbeiten sollen.Schulträger ist die Deutschsprachige Ordensprovinz der Oblaten des heiligen Franz von Sales (OSFS) in Wien. An diese Zentrale sollten sich auch alle wenden, die in dem Gymnasium oder Internat Opfer von sexuellen Übergriffen geworden seien, sagte Lingen. Das Gymnasium selbst sei mit der Aufarbeitung der Jahrzehnte lang zurückliegenden Fälle nicht befasst.
Beschuldigt wurden Ordensleute, die damals als Lehrer tätig waren. Sie sind bereits gestorben. Die OSFS hat einen Vertrauensmann eingesetzt, der sich umgehend mit den Opfern in Verbindung setzen soll. Aktuelle Missbrauchs-Fälle sind nicht bekannt.Die zuständige Aachener Staatsanwaltschaft konnte noch keine genauen Angaben zu den Verdachtsfällen machen, da die Unterlagen des Schulträgers noch nicht eingegangen seien, wie ein Sprecher am Dienstag sagte.
Die deutschsprachige Zentrale der Salesianer habe bisher nur telefonisch einige Informationen an die Aachener Behörde weitergegeben.„Wir nehmen die Aussagen dieser Opfer sehr ernst und sind bemüht, mit ihnen das Gespräch zu suchen, uns bei ihnen zu entschuldigen für das Leid, das ihnen (...) angetan wurde und ihnen Hilfe anzubieten“, hieß es in der Mitteilung der OSFS vom Montag.
Das Gymnasium Haus Overbach ist ein staatlich anerkanntes Gymnasium mit derzeit rund 900 Schülern in der Trägerschaft der sogenannten Sales-Oblaten. Es bildet zusammen mit einem Kloster, einem Internat und anderen Einrichtungen das Salesianische Zentrum Haus Overbach in Jülich.
Auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gehtdrei Verdachtsfällen auf Kindesmissbrauch nach. In zwei Fällen aus den80er Jahren geht es um Vorwürfe gegen einen Kirchenmusiker und einenKindergottesdienstmitarbeiter. Zudem bestätigte der EKHN- SprecherStephan Krebs am Montag in Darmstadt den Fall eines pensioniertenPfarrers, der früher in Idstein amtierte. Er habe zugegeben, sich vor20 Jahren auf einer Konfirmandenfreizeit einem 15-Jährigen sexuellgenähert zu haben.