„Mit 60 noch tolle Filme“
Iris Berben, die in diesem Jahr 60 wird, spricht über das Älterwerden, ihren neuen Film und ein Experiment.
Frau Berben, Ihr neuer ARD-Zweiteiler heißt wie Henning Mankells Romanvorlage "Kennedys Hirn" - ein seltsamer Titel, finden Sie nicht?
Berben: Stimmt, das hat mit der Geschichte eigentlich auch gar nichts zu tun. Es ist eine Metapher. Eine wichtige Figur im Film benutzt dieses Bild für etwas, das spurlos verschwindet. Kennedys Gehirn wurde ja angeblich aus der Pathologie geklaut und verschwand spurlos.
Berben: Ich mag sie sehr, nicht nur die Wallander-Romane. Ich mag das Spröde und Wahrhaftige seiner Figuren. Sein großer Erfolg hat, glaube ich, damit zu tun, dass die Figuren so nachvollziehbar sind. Er selber ist übrigens auch ein bisschen spröde, und genau das mag ich an ihm.
Berben: Das will ich doch hoffen! Aber es ist für die ARD natürlich ein Experiment, und wir sind da in gewisser Weise die Versuchskaninchen. Arte hat so etwas ja schon oft gemacht, aber für das Erste ist es was Neues. Ursprünglich war geplant, dass der Film an zwei verschiedenen Tagen gezeigt wird, aber jetzt ist es halt so entschieden worden. Drei Stunden ist natürlich eine ganze Menge, und wir hoffen jetzt einfach, dass die Leute vom ersten Teil so angetan sind, dass sie sich Teil zwei gleich auch noch anschauen.
Berben: Das kriegst du dort schon mit, in den Krankenhäusern zum Beispiel hängen überall Aufklärungsplakate, die vor ungeschütztem Sex warnen. Vor allem in Mosambik aber sieht man das Problem auch auf der Straße, man sieht infizierte Menschen, bei denen die Krankheit schon ausgebrochen ist. Ich habe natürlich auch viel mit den Leuten gesprochen, mit denen wir vor Ort gearbeitet haben. Aids ist ein gewaltiges Problem für Afrika.
Berben: Das würde ich nicht behaupten, aber ich bringe von Afrika immer eine Erkenntnis mit nach Hause, die da lautet: Es geht auch anders als bei uns, es geht mit so viel Natur und mit so wenig Konsum. Man muss sich aber davor hüten, Afrika zu verklären. Die Lebensumstände in vielen afrikanischen Ländern sind erbärmlich. Die Frauen schleppen nach wie vor das Wasser und bauen die Häuser - vor allem sie sind diejenigen, die diesen Kontinent mit harter Arbeit erhalten.
Berben: Jetzt nicht mehr (lacht). Früher wurde einem eingebläut, mit 40 kriegst du keine Rollen mehr. Ich habe aber festgestellt, dass ich gerade in den vergangenen 20 Jahren die komplexeren, saftigeren und genaueren Rollen bekommen habe. Man kann auch mit 60 noch tolle Filme machen. Klar ist aber auch, dass dieser Geburtstag eine Markierung ist und sich bei solchen Gelegenheiten schon die Frage aufdrängt, wie viel Zeit einem noch bleibt. Ich lebe einfach so gerne, und der Gedanke, dass man irgendwann nicht mehr dabei ist, beschäftigt mich schon.