Mit Dessous und Mistgabel: Bauernkalender-Casting

Hamburg (dpa) - Mit einem Kalb an der Leine betritt Joanna die Hamburger Handwerkskammer. Unterdessen posiert die 24-jährige Kristin mit Sense in der Hand vor den Fotografen, den Fuß auf einer Milchkanne.

Die beiden Schleswig-Holsteinerinnen gehören zu rund 25 Frauen, die am Freitag am Casting für den deutschen Bauernkalender 2012 teilgenommen haben.

„Wir wollen zeigen, dass es auf dem Land hübsche und moderne Frauen gibt und nicht nur klischeehafte Landeier“, erklärt Juror Peyman Amin, der früher in der Jury der TV-Show „Germanys Next Topmodel“ saß. „Wichtig ist die Authentizität. Das sind alles Damen, die auch Kühe melken oder den Acker pflügen können.“ Denn Voraussetzung ist: Wer in den Bauernkalender kommen möchte, muss einen direkten Bezug zum Landleben haben.

Nicht nur aus Norddeutschland, auch aus Hessen oder Rheinland-Pfalz sind die Mädels nach Hamburg gereist, um sich den Traum vom bäuerlichen Pin-Up zu erfüllen. Im kargen Ambiente der Handwerkskammer präsentieren sie sich vor den Kameras. Dabei wird viel nackte Haut gezeigt, die auch gerne mal mit einer Tätowierung geschmückt ist.

„Hier können wir zeigen, dass das Leben auf dem Land nicht nur öde und langweilig, sondern auch erotisch und sexy sein kann“, sagt Claudia. Die 33-Jährige, mit blonder Dauerwelle und Zungenpiercing ist in einem Hof in Ostholstein aufgewachsen. Ihre Schwiegermutter hatte in der Zeitung von dem Casting gelesen. „Daraufhin habe ich ein Foto von mir eingeschickt, auf dem ich auf meiner Kuh sitze, und wurde eingeladen.“

Für den Kalender, der in einer Auflage von 9999 Exemplaren erscheint, hatten sich rund 200 Frauen beworben. Auf die Nord-Runde folgt ein zweites Casting in München, bevor die 13 besten Kandidatinnen für die zwölf Monatsblätter und das Cover des Kalenders ausgewählt werden.

Und wie sollen diese optimalerweise aussehen? „Es kommt auf die Ausstrahlung an“, erklärt Projektleiterin Nathalie Rehak von der Schweizer Firma Magic Fox Media, die den Kalender in diesem Jahr zum ersten Mal herausgebracht hat. Die Traummaße eines Models seien nicht unbedingt nötig. „Schließlich müssen unsere Kandidatinnen auch mal ein Schwein oder ein Kalb hochheben. Das ist bei 50 Kilo Körpergewicht nicht so einfach.“