Mit Glück und Strategie zum „Siedler“-Weltmeister
Berlin (dpa) - 16 Tische, 64 Spieler - und alle wollen den Titel als Weltmeister im Spiel „Die Siedler von Catan“.
Es ist ein feierlicher Empfang am Samstagmorgen im Museum für Kommunikation in Berlin: Catan-Erfinder Klaus Teuber schneidet ein rotes Band zum beeindruckenden Lichthof des Museums durch - und die besten „Siedler“-Strategen der Welt strömen hinein und suchen ihren Platz für die Vorrunde. Kurz werden noch ein paar Regeln geklärt, dann geht es auch schon los.
Siedlungen und Straßen werden gebaut, Rohstoffe gewonnen und getauscht. Nach kurzer Zeit wachsen die ersten Städte auf den Spielplänen empor. Die Atmosphäre ist konzentriert, die Lautstärke entsteht nicht an den Tischen, sondern durch Besucher des Museums. Ab und an wird einer der Schiedsrichter an einen Tisch gerufen, um eine Regelauslegung zu klären.
Das fast 20 Jahre alte Spiel ist Kult - zumindest hierzulande, aber auch in vielen anderen Ländern wird es zunehmend beliebter. Aus 35 Nationen kommen die diesjährigen WM-Teilnehmer. Der jüngste, 17, ist Richard Ooi aus Malaysia. Für ihn ist es die erste Reise nach Deutschland. Erst im vergangenen Jahr hat er angefangen, „Siedler“ zu spielen. „Ich mag die Anspannung, wenn man nur einen Siegpunkt vom Gewinnen entfernt ist, und das Gefühl, die richtige Strategie zu haben und die richtigen Züge zu machen.“
Wie so viele Catan-Enthusiasten im Raum spielt Ooi viel online, um zu trainieren. Für den amtierenden Weltmeister aus Österreich, Herbert Schager, ist der Auftakt gar erst die zweite Partie am Brett in diesem Jahr. Der 51-Jährige gewinnt sie, wenn auch nur knapp. „Ich war nicht sicher, dass ich gewinne“, sagt er. Meist spielt Schager gegen den Computer. „Der ist so fies, da ist ein Spiel hier bei der WM im Vergleich richtig herzlich.“
Für die amtierende Europameisterin Katja Fischer aus Mainz läuft es dagegen in der ersten Partie nicht gut. Sie wird letzte an ihrem Tisch. „Meine Zahlen kamen einfach nicht“, sagt die 38-Jährige, die eine von nur sieben Frauen unter den Teilnehmern ist. „Frauen mögen es kooperativer, Männer finden Gewinnen geiler“, glaubt sie. Und sie selbst als Europameisterin? „Ich gewinne auch gerne.“ Bislang konnte in zehn Jahren noch kein Weltmeister seinen Titel verteidigen. Der diesjährige Gewinner wird am Sonntagnachmittag im Finale ermittelt.
Würfelglück spielt eine Rolle im Spiel, doch weil es auch aufs Feilschen ankommt, glaubt „Siedler“-Erfinder Teuber, dass sich die besten Taktiker langfristig durchsetzen. Selbst wenn die erprobtesten Strategien kaum vor einzelnen Niederlagen schützen. Teuber spielt übrigens nicht mit bei der WM.
Er sei kein Turnierspieler - und außerdem würden dann alle zu sehr darauf schielen, wie er abschneidet. Für ihn hat Spielen mehr mit Entspannung zu tun.