Mein Gott, Walther Mit Supernase zum Showstar - Mike Krüger wird 65
Hamburg (dpa) - Erst seufzte er „Mein Gott, Walther“, dann zog er den „Nippel“ durch die Lasche und schließlich ließ er „Bodo mit dem Bagger“ baggern - und jedes Mal gelang Mike Krüger damit ein Erfolg.
Damals, als man noch von Platten und Hitparaden sprach, wurde der Mann mit der großen Nase zur „Supernase“ im Showgeschäft. Jetzt liegen seine musikalischen Hits Jahrzehnte zurück, auch im Fernsehen ist er nur noch gelegentlich zu sehen.
Aber als eine Umfrage im vergangenen Jahr den „besten deutschen Komiker aller Zeiten“ ermittelte, verfehlte der Entertainer, der am Mittwoch (14. Dezember) 65 Jahre alt wird, nur knapp die Top 10 - er lag auf Platz 12.
„Ich habe meine unglaublich lange, erfolgreiche und schöne Zeit im Scheinwerferlicht mehr als genossen, und ich schaue mir jetzt mal gemütlich an, was die jüngeren Kollegen so treiben“, schreibt er in seiner Autobiografie. Das Buch („Mein Gott, Walther - Das Leben ist oft Plan B““) hat Krüger vor einem Jahr veröffentlicht und dazu auch in Interviews Einblicke in sein Leben jenseits des Scheinwerferlichts gegeben. Er beschrieb, „warum eine einsame Kindheit auch humorbildend sein kann“ und wie er „aus Versehen zu einem der beliebtesten Entertainer der Republik wurde“.
Dabei begann seine Lebensgeschichte alles anders als komisch. Zwei Monate zu früh in Ulm geboren lag Michael Friedrich Wilhelm (so sein richtiger Name) Krüger halbseitig gelähmt in einem Brutkasten. Erst sechs Monate später konnten ihn seine Eltern mit nach Hamburg nehmen. Als er drei Jahre alt war, starb seine Mutter unter ungeklärten Umständen in einem Pariser Hotelzimmer, zu seinem Vater und seiner Stiefmutter konnte er nie eine richtige Beziehung aufbauen. Sie steckten ihn mit zehn Jahren in ein Internat in Büsum, wo die Kinder noch mit dem Rohrstock verprügelt wurden.
Wie er trotzdem ein optimistischer Mensch wurde? „Ich denke, da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man macht das Gegenteil von dem, was man erfährt und wird positiv und optimistisch. Oder man wird so, wie es einem vorgeführt wird“, sagte er, als sein Buch erschien, der Deutschen Presse-Agentur. „Ich glaube, dass kann man in manchen Fällen gar nicht selber beeinflussen. Die Gene sind dann manchmal positiv oder negativ. Bei mir waren sie Gott sei Dank positiv. Ich habe dann das Gegenteil von dem gemacht, was ich in der Kindheit erlebt habe. Lachen hilft ja viel, gerade, wenn man traurig ist.“
Zum Lachen brachte der in Hamburg aufgewachsene und lebende Norddeutsche, der lange Zeit auch im nur wenige Kilometer entfernten Quickborn wohnte, seither viele. Sein Lied über den kleinen Walther, von den Kleinen einer der Größten, machte den großen Schlacks mit der auffälligen Nase 1975 auch als Komiker groß. Das „Mein Gott, Walther“-Album - die Aufnahme eines Auftritts in einem kleinen Hamburger Lokal - wurde Krügers bislang einziges Nummer-eins-Album. „Das wird es wohl auch bleiben“, sagte er schon vor einigen Jahren.
„Der Nippel“ (1980) landete als Single auf der Eins und wurde sein größter Hit, weitere Nummer-Eins-Titel kamen nicht hinzu, aber diverse Preise. Auch in Kino und TV war der gelernte Betonbauer durchgestartet. Das Fernsehen und besonders Showmaster Rudi Carrell standen 1975 Pate, als alles begann: Carrell rief ihn, inzwischen Architekturstudent und nebenbei als Sänger auftretend, an, um ihn in seine Samstagabendshow „Am laufenden Band“ einzuladen. Krüger sang „Mein Gott, Walther“, 22 Millionen schauten zu, und Carrell empfahl ihm: „Mach weiter solche lustigen Lieder, dann könnte aus Dir vielleicht sogar mal was werden.“
Mit Thomas Gottschalk sicherte sich Krüger in den 80er Jahren mit erfolgreichen Kino-Komödien den „Supernasen“-Titel. Im Fernsehen präsentierte er von 1986 bis 1989 die Samstagabendshow „Vier gegen Willi“, später folgten etwa „Verlieren Sie Millionen“, „Punkt, Punkt, Punkt“, „Krüger sieht alles“ und „7 Tage, 7 Köpfe“. Kritik musste er oft einstecken, übte sie in seinem Buch aber auch selbst am heutigen Fernsehen: Sein „Vier gegen Willi“ sei zwar auch kein Bildungsprogramm gewesen, „aber die Masse dieser "Casting"- und "Zuschauen, wie Menschen sich zum Affen machen"-Sendungen hat eine Omnipräsenz erreicht, derer ich meistens nur noch per Ausschaltknopf Herr werde.“
Dreimal in seinem Leben sei er zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, sagte Krüger der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ einmal. „Ich habe Schallplatten gemacht, als es noch Vinyl-Schallplatten gab, ich war im Kino dabei, als in Deutschland gerade die Kino-Komödie neu startete, und ich war dabei, als das Privatfernsehen anfing.“ Auch privat hatte er das große Glück: Seine Birgit lernte er kennen, als er 18 und sie 15 Jahre alt war. Das sei auch das Geheimnis ihrer langen Ehe. „Ganz wichtig ist, dass man vor dem Showbusiness zusammen kommt“ - nicht erst als Star und "Supernase"“.