Mitarbeiter: Einsturz war „absehbare Katastrophe“

Köln (dpa) - Nach Ansicht eines langjährigen Abteilungsleiters war der Einsturz des Kölner Stadtarchivs eine „absehbare Katastrophe“. Es habe im Vorfeld klare Warnungen gegeben, sagte Eberhard Illner am Dienstag im Deutschlandradio Kultur.

Er selbst habe im Sommer letzten Jahres Senkungsrisse im Keller festgestellt und dies auch an die Archivleitung weitergegeben. Illner war bis Herbst 2008 im Archiv Abteilungsleiter für Nachlässe, Sammlungen und Fotografie und leitet nun das historische Zentrum in Wuppertal.

Noch in der vergangenen Woche habe es erneut Hinweise auf erhebliche Senkungsrisse gegeben. Illner sagte dem Rundfunksender, dass ihm noch am Dienstag von der Stadt Köln bestätigt worden sei, dass diese Hinweise eingegangen seien: „Man wird also jetzt danach forschen müssen, wer ist verantwortlich dafür“, sagte er.

Nach Ansicht von Illner ist durch den Einsturz des Hauptgebäudes ein größerer Schaden als beim Brand in der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar entstanden. „Wir reden hier von ungefähr 18 Regalkilometern wertvollsten Archivgut, und zwar europäischen Ranges“, Bei dem Brand in der Anna-Amalia-Bibliothek waren 2004 rund 50 000 Bücher verbrannt und 62 000 Bände beschädigt worden waren. Fünf Millionen Euro des Schadens wurden später von einer Versicherung ersetzt.

Das „Gedächtnis der Stadt Köln“ gilt als eines der größten kommunalen Archive Deutschlands. In dem eingestürzten Hauptgebäude befanden sich laut Illner die Hauptbestände des Archivs, wie zum Beispiel die seit 1000 Jahren gelagerte komplette Überlieferung der Stadt Köln. Außerdem lagerte dort ein großes Nachlassarchiv von Schriftstellern, wie Heinrich Böll, und Komponisten sowie ein bedeutendes Architekturarchiv. „Das sehe ich jetzt vor mir unter Bergen von Beton und Bergen von Schutt. Das ist erschütternd“, sagte Illner Deutschlandradio Kultur.