Mode aus Hanf und Soja
Die Kleidung der Zwillinge Anja und Sandra Umann kommt ohne tierische Produkte aus — und bei Anne Will gut an.
Berlin. „Tiere essen“ wollen viele nicht mehr, doch wie steht es um „Tiere anziehen“? Vegetarisches und veganes Leben liegen im Trend, aber meistens geht es dabei nur um Nahrung — um Mode, für die auch Tiere sterben müssen, hingegen selten. Sich vegan zu kleiden, bleibt mangels eines modischen Angebots eine Kunst.
Fast eine Alleinstellung im Bereich veganer Designermode genießen die Berliner Zwillingsschwestern Anja und Sandra Umann (33) mit ihrer Marke „Umasan“. „Wir leben seit 15 Jahren vegetarisch, seit fast vier Jahren vegan“, sagt Anja Umann. Außerdem praktizieren beide Jivamukti, eine Yoga-Richtung, die zur heutigen Veganer-Welle einen maßgeblichen Beitrag leistete — und auch unter Prominenten sehr angesagt ist. Madonna, Sting und die Designerin Donna Karan zählen zu den Anhängern.
Anja und Sandra Umann geben mit „Umasan“ ihrem Lebensstil einen Namen. Die Kleidung der beiden zeichnet sich durch den Verzicht auf alle tierischen Produkte wie Kaschmir, Seide, Leder, Pelz oder Wolle aus. Auf dem Modemarkt eine Seltenheit. Selbst Tierschützerin und Vegetarierin Stella McCartney arbeitet zumindest mit Wolle.
Doch was ist eigentlich an Wolle so schlimm? Ein Tier muss dafür ja nicht sterben. Anja Umann erklärt die Bedingungen, unter denen Schafe oft gehalten werden. „Um eine möglichst große Fläche zur Wollgewinnung zu erzielen, werden Schafe mit unnatürlich großen Falten gezüchtet“, erzählt sie. „Die Tiere können sich dort nicht mehr säubern. Quälende Parasiten sammeln sich an.“
Ihre Mode unterstützt so etwas nicht und soll den gesamten Umweltkreislauf berücksichtigen. So verwenden die Zwillinge Sojaproteine, Hanf oder recyceltes Polyester. Kunststoffe sind erlaubt, solange sie nicht „neuen Müll“ erzeugen. Die Kleidung darf nicht ausleiern. Deshalb machen die beiden „im Vorfeld Tests, ob das Material unseren Ansprüchen standhält“, sagt Anja Umann.
Gestartet haben die Zwillinge 2009, inspiriert durch ihr Hobby, mit Yoga-Kleidung. Der Einfluss ihrer künstlerischen Leidenschaft machte bald mehr daraus. „Umasan“ führt salonfähige Kleidung für Männer und Frauen. Moderatorin Anne Will erschien zur Berlinale-Eröffnung kürzlich in einem Entwurf von „Umasan“.
Anja Umann bringt eine Menge Knowhow in Sachen Schnittechnik mit. Die Designerin hat in Anschluss an ihr Fashion- und Design-Studium zwei Jahre für den japanischen Star-Designer Yohji Yamamoto in Paris und danach für Wolfgang Joop gearbeitet. Schwester Sandra Umann schreibt sich Kreativität, Fotografie und bildende Kunst auf die Fahne.