Analyse: Die Blutrache der „tapferen Männer“

Die Bluttat von Duisburg soll auf das Konto der Mafia gehen – Auslöser war ein Karnevalsscherz.

<strong>Rom. Der Krieg der Clans innerhalb der kalabrischen Mafia, der in dem Blutbad von Duisburg mündete, geht auf einen Karnevalsscherz im Jahr 1991 in der ’Ndrangheta-Hochburg San Luca zurück. Nach Angaben italienischer Medien gab es damals Streit um gezündete Faschingsböller. Daraus entwickelte sich eine Schlägerei zwischen den Familien Strangio-Nirta und Pelle-Romeo. Einige Monate später seien die ersten Morde passiert.

Italienische Fahnder sprechen von neuer Qualität der Gewalt

Zwar habe es vom Jahr 2000 bis Weihnachten 2006 eine Art "Waffenstillstand" der Clans gegeben, doch dann sei die Gewalt erneut aufgeflammt. Bislang hat der misslungene Faschingsscherz 15 Menschen das Leben gekostet.

Mafia-Fahnder in Rom und Reggio Calabria sprechen von einer "neuen Qualität" der Auseinandersetzung. Es habe niemals zuvor eine derart brutale "Hinrichtung" so vieler Unschuldiger im Ausland gegeben. "Es handelt sich um einen Akt der Barbarei, die man versuchen muss zu beenden", sagte der oberste Mafia-Jäger Piero Grasso.

Die Killer hätten vermutlich in Deutschland zugeschlagen, weil sie in Italien zu streng unter Beobachtung gestanden hätten, meinte Grasso. Die italienische Polizei befürchtet, dass nach Duisburg auch in San Luca wieder Morde passieren.

Die Wurzeln der Organisation reichen bis ins 19. Jahrhundert. Angeblich leitet sich das Wort ’Ndrangheta vom griechischen "andragathos" ab, was "tapferer Mann" bedeutet. In den Ursprungsjahren verdienten die "Tapferen" ihr Geld vor allem mit Entführungen und Erpressung.

Umilta Demut gegenüber anderen Ehrenwerten und der Bevölkerung.

Fedelta Treue, deren Bruch mit dem Leben bezahlt wird.

Politica Geheimsprache der Gruppe.

Falsa Politica Sprache gegenüber Polizisten und Verrätern, die nie die Wahrheit erfahren dürfen.

La Carta Verlangt, dass alle Ereignisse von Bedeutung niedergeschrieben werden.