Modemacher John Galliano vor Gericht
Paris (dpa) - „I love Hitler“: Mit drei von einer Handykamera aufgenommenen Worten ruinierte der britische Modeschöpfer John Galliano im vergangenen Winter seine Karriere. An diesem Mittwoch muss sich der 50-Jährige wegen angeblicher ähnlicher Äußerungen vor einem Pariser Strafgericht verantworten.
Ein Paar und eine Frau haben den ehemaligen Dior-Designer angezeigt. Er soll sie in einer Brasserie übelst beschimpft haben. „Dreckiges Judengesicht“, ist einer der Ausdrücke, die Galliano vorgeworfen werden. Auf öffentliche rassistische Beleidigungen stehen in Frankreich bis zu sechs Monate Haft und 22 500 Euro Geldstrafe.
Wird der Prozess der traurige Schlussstrich unter einer großen Karriere sein? Oder steht am Ende vielleicht doch noch die Chance für einen Neuanfang? Das ist die große Frage, die sich die Modewelt in diesen Tagen stellt. Kaum einer glaubt nämlich, dass der Exzentriker Galliano wirklich ein Hitler-Verehrer und Judenhasser ist.
„Alles, was er bislang geleistet hat, zeigt, dass er kein Rassist ist. Im Gegenteil“, kommentierte Designerkollege Jean-Paul Gaultier. „Es ist traurig, denn er hat viel Talent“, fügte er hinzu. „Wir haben beobachtet, wie er Schritt für Schritt seit dem Tod seines engsten Mitarbeiters abbaute und sich in den Alkohol flüchtete“, sagte jüngst Modeschöpfer Christian Lacroix in einem dpa-Interview. Er lebt nur ein paar hundert Meter entfernt von Gallianos Wohnsitz im Pariser Schwulen- und traditionellen Judenviertel Marais.
Gallianos Arbeitgeber Dior zeigte allerdings keine Nachsicht. Am 1. März feuerte das renommierte Modehaus seinen langjährigen Designer. Die letzte Kollektion wurde in Abwesenheit ihres Schöpfers präsentiert. Bei einer Rede vor der Schau verwies Dior-Chef Sidney Toledano auf die Werte des Hauses und sprach sich gegen jede Form von Antisemitismus aus - in „Respekt vor den Opfern des Holocaust und der Würde aller Menschen“. Er erinnerte auch daran, dass die Schwester des Gründers Christian Dior einst ins NS-Konzentrationslager Buchenwald deportiert worden sei.
Nach Angaben seines Anwalts wird Galliano bei der Gerichtsverhandlung am Mittwoch erneut um Verzeihung bitten und auf seine Alkohol- und Medikamentenprobleme verweisen. „Er ist weder Antisemit, noch Rassist“, zitierten französische Medien einen Anwalt der Promikanzlei Olivier Metzner. Das, was er gesagt habe, habe nichts mit dem zu tun, was er denke.
Einer der wenigen Designer-Kollegen, die offen gegen Galliano wetterten, war zuletzt Karl Lagerfeld. „Dieses Bild ist einmal um die Welt gegangen. Es wirft ein schreckliches Bild auf die Mode, weil die Leute glauben werden, alle Designer und die gesamte Modewelt seien so“, sagte er der Modefachzeitschrift „Women's Wear Daily“.