Moderne Essensverwertung: Vom Teller ins Biokraftwerk
Speisereste, die in Restaurants und Hotels anfallen, werden von professionellen Entsorgern aufbereitet — und so zu Energielieferanten.
Düsseldorf. Ein Gast sitzt im Restaurant, der Kellner stellt einen gut gefüllten Teller mit Essen vor ihn auf den Tisch. Nach zwanzig Minuten legt der Gast Messer und Gabel zur Seite. Er ist satt, aber ein Drittel des Gerichts hat er nicht aufgegessen. In Deutschland fallen in der Gastronomie pro Jahr rund 1,9 Millionen Tonnen Speisereste an. Doch was geschieht damit?
Noch bis vor wenigen Jahren fanden Abfälle aus professionellen Küchen ihren Weg meist in die Mägen von Schweinen, die damit gemästet wurden. „Das war früher so üblich“, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes. Doch die EU verbietet die Verfütterung seit 2006 per Verordnung, weil damit Krankheiten wie die Maul- und Klauenseuche ausgelöst werden können. Zudem werde die Rückverfolgbarkeit von Futtermittelzutaten auf diese Weise erschwert. Andere Lösungen für das Problem mussten also gefunden werden: Speisereste werden deshalb in der Regel zu Strom, Wärme und Dünger verarbeitet.
Jeder Gastronomiebetrieb muss sich ein Entsorgungsunternehmen suchen, das die Reste fachgerecht entsorgen kann. „Unsere Kunden reichen vom Imbiss über das Edel-Restaurant bis hin zu Großkantinen“, sagt Marcel Derichs von der deutschlandweit tätigen Firma Refood. In den Küchen sammeln die Mitarbeiter sämtliche Reste in speziellen Abfalltonnen. Benutztes Frittieröl wird ebenfalls in eigenen Behältern aufgefangen, da Spezialfirmen daraus nach einer Reinigung Biodiesel herstellen können.
Der Entsorger transportiert die gefüllten Behälter ab und tauscht sie gleichzeitig gegen leere Behälter aus. In der Niederlassung angekommen, werden Störstoffe, wie versehentlich weggeworfenes Besteck, Gläser und Plastik, aussortiert. Maschinen zerkleinern die Speisereste und erhitzen sie mehr als eine Stunde lang bei mindestens 72 Grad.
Die Reste verwandeln sich zu einer flüssigen Masse. Diese wird in Biogasanlagen gepumpt und dort von Bakterien zersetzt. Dabei entsteht Methan, aus dem in Kraftwerken Wärme und Strom gewonnen werden. „Nach 28 Tagen haben die Bakterien keine Nahrung mehr und können daher auch kein Gas produzieren“, erklärt Derichs. Zurück bleibt eine Masse, die als Dünger weiterverwendet wird. Derichs: „Vom Gesetz her dürften wir Speisereste auch verbrennen, aber unser Weg ist wohl besser.“