Modestadt Berlin ist hartes Pflaster für junge Designer

Berlin (dpa) - Viele Konkurrenten, wenig Kohle - junge Modedesigner haben in Berlin mit einigen Problemen zu kämpfen. Bei der Fashion Week hoffen viele auf den Durchbruch.

Sie sind jung, talentiert und brauchen Geld: Berliner Jungdesigner entwerfen schöne Mode aus edlen Stoffen. Viele von ihnen haben jedoch mehr Konkurrenten als Kunden. „Der Wettbewerb ist intensiver geworden“, sagt Tanja Mühlhans von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft. „Jedes Jahr schließen rund 200 Studierende ihr Studium an Berliner Modeschulen ab. Hinzu kommen zahlreiche Absolventen, die nach dem Studium im Ausland ihr Modelabel in Berlin starten.“

Die 2007 ins Leben gerufene Fashion Week, die am Dienstag (15. Januar) zum zwölften Mal beginnt, hat Mode zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für Berlin gemacht. Der Senat bemüht sich inzwischen verstärkt um die Förderung heimischer Designer. Die von einer Jury gewählten Labels werden beispielsweise mit einer Studiopräsentation oder einer eigenen Show während der Modewoche unterstützt. Denn etablierte Labels wie Hugo Boss, Rena Lange oder Schumacher füllen bei ihren Shows problemlos die Reihen mit Journalisten und Einkäufern, Nachwuchsdesigner hingegen können sich einen eigenen Auftritt häufig gar nicht leisten.

Der wäre jedoch während der Modewoche für die Newcomer wichtig: In dieser Zeit sind viele ausländische Einkäufer in der Stadt, die häufig offener für neue Designer sind. „Deutsche Läden nehmen nur ungern Jungdesigner in ihr Sortiment auf, weil ihnen das Risiko zu hoch ist. Das macht den Verkauf hier sehr schwierig“, berichtet Modedesignerin Nadine Möllenkamp. Gemeinsam mit Silke Geib hatte sie 2010 das Label Blaenk in Berlin gegründet.

Die beiden können diesmal ihre Modelle in einer Studiopräsentation zeigen, die mit öffentlichen Geldern gefördert wird. Sie hatten im vergangenen Jahr den Preis „Start your Fashion Business“ gewonnen, der von der Berliner Landesinitiative Projekt Zukunft vergeben wird. „Jungdesigner brauchen am Anfang sehr viel Geld, um immer neue Kollektionen finanzieren zu können“, sagt Möllenkamp. Die Fördergelder des Landes Berlin reichten da nicht aus. Beide Designerinnen haben nebenbei noch einen Zweitjob, um ihr Label finanzieren zu können.

In puncto Finanzen berät Sonia Flöckemeier im Auftrag des Kreativ Coaching Center in Berlin junge Modemacher. Sie kennt die anfänglichen Geldprobleme von vielen ihrer Kunden. „Es dauert etwa fünf bis sieben Jahre, bis ein neues Label sich durchsetzt. In dieser Zeit braucht jeder Designer extrem viel Kapital, um am Markt bestehen zu können“, sagt Flöckemeier. Es gebe zwar viele talentierte Designer, aber nur wenige könnten sich alleine auch gut vermarkten. „Modedesigner verstehen sich häufig als Künstler und tun sich schwer damit, ihre Produkte richtig zu verkaufen“, so Flöckemeier.

Eine ihre Kundinnen ist Hoffnungsträgerin Franziska Michael, die ebenfalls vom Senat gefördert wird. Die 28-Jährige gibt offen zu, dass ihr die betriebswirtschaftliche Seite des Berufs schwer fällt. Professionelle Unterstützung kann sie sich noch nicht leisten. Dabei möchte sie ihre bunt gemusterten Entwürfe so schnell wie möglich auch im Ausland vertreiben. Dort seien die Kunden mehr an ihrer Art von Mode interessiert, glaubt die Absolventin der Berliner Modeschule Esmod: „Die Berliner mögen klare Schnitte und Farben. Da passen meine Sachen nicht so gut rein.“

Zusätzliches Problem in Berlin: Viele potenzielle Käufer haben einfach nicht genug Geld für teure Designermode. Trotzdem hat es so mancher Designer auch hier geschafft - Michael Sontag, Augustin Teboul, Kaviar Gauche sind Beispiele dafür.