Möglicher Serienmörder für bis zu zehn Taten verantwortlich
Wiesbaden (dpa) - Mit dem mutmaßlichen Serienmörder Manfred S. aus Hessen bringt die Polizei jetzt bis zu zehn Mordfälle in Verbindung. Sechs Taten stünden mit dem 2014 verstorbenen Manfred S. in engem Zusammenhang.
Hinzu kämen mindestens vier weitere Fälle, die zumindest einzelne Ähnlichkeiten aufwiesen, erklärte die Polizei. Sie hält auch einen Mittäter für möglich: Speziell die Leichenteile, die in der Garage des Mannes Schwalbach gefunden wurden, ließen „daran denken, dass hier möglicherweise zwei Täter ihre Fantasien ausgelebt haben“, sagte Ermittler Frank Herrmann.
Als ziemlich sicher gilt, dass der 67-jährige Rentner die Prostituierte Britta D. tötete, deren zerstückelte Leiche in seiner Garage entdeckt wurde. Außerdem habe man auf dem Computer des Rentners zahllose gewaltpornografische Bilder gefunden, sagte die Präsidentin des hessischen Landeskriminalamtes (LKA), Sabine Thurau. Diese grausigen Darstellungen passten zum Verletzungsmuster des Opfers.
Dies gelte auch für zwei Morde an Prostituierten in den 90er Jahren in Frankfurt am Main, wie Ermittler Herrmann erklärte. Große Parallelen gebe es auch mit zwei weitere Bluttaten an Frauen ebenfalls in Frankfurt in den 70er Jahren. Beide Opfer arbeiteten im in einem Frankfurter Altenpflegeheim. Zu dieser Zeit soll auch Manfred S. beruflich in dem Heim beschäftigt gewesen sein.
Außerdem passe der Fall des 1998 in Frankfurt-Höchst getöteten 13-jährigen Tristan ins Bild, obwohl es sich beim Opfer um einen Jungen handelte. Auch bei Tristan habe der Täter sadistische sexuelle Fantasien ausgelebt, sagte Herrmann. Als Verbindung zu einem der anderen Fälle nannte der Ermittler, dass der Täter jeweils die Schuhe der Opfer auf die Leiche gelegt habe.
Die Fahnder brachten außerdem zwei Vermisstenfälle ins Spiel - die Frauen verschwanden 1998 und 1999. Außerdem seien im Stadtgebiet von Frankfurt 1996 und 2004 die Köpfe zweier Frauen gefunden worden - inwieweit der Verdächtige für deren Tod verantwortlich gewesen sein könnte, sei aber nicht klar. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass bundesweit weitere Verdachtsfälle hinzukommen. Nach wie vor würden Hunderte älterer Spuren mit Hilfe moderner Methoden neu ausgewertet, sagte Thurau.
Und noch weitere grausige Details enthüllten die Ermittler: Über alle Taten hinweg gebe es die Gemeinsamkeit, dass den Opfern Organe entnommen oder Körperteile abgetrennt wurden, die der Täter mitgenommen habe. Die Bilder von sexueller Gewalt auf dem Computer entsprächen teils „fast eins zu eins“ den Verletzungen bei den mutmaßlichen Opfern. Diese wurden nach den Worten von Herrmann in den meisten Fällen nach dem Tod zugefügt, im Fall von Britta D. sei aber auch möglich, dass die Frau noch gelebt habe.
Von den Ermittlern wird Manfred S. als „ganz normaler Familienvater“ beschrieben. Er sei bis zu seinem Tod 2014 im Alter von 67 Jahren polizeilich nicht aufgefallen. Nach seinem Tod hatte seine Tochter beim Aufräumen die Leichenteile gefunden. Die Obduktion hatte ergeben, dass Britta D. zu diesem Zeitpunkt bereits rund zehn Jahre lang tot war.