„Mojo Club“ feiert Rückkehr auf die Reeperbahn
Der Hamburger „Mojo Club“ ist zurück - in neuem Gewand, aber mit der alten Philosophie, die ihn in den 90er Jahren berühmt machte. Die Clubgründer wollen kein Partyvolk anlocken, sondern setzen auf Stammgäste.
Die Eröffnungsfeier zeigt: Das könnte funktionieren.
Hamburg (dpa) - „Disco für alte Leute“, antwortet ein Wartender dem Passanten, der wissen will, wofür all die Menschen auf der Reeperbahn Schlange stehen. Das ist eine scherzhafte und eher unübliche Beschreibung des Clubs, der vielen als Legende gilt: Der „Mojo Club“, von 1991 bis 2003 hier in Hamburg ansässig, feierte am Samstag Neueröffnung.
„Es war einfach der beste Club“, meint ein 43-jähriger Unternehmer. Er ist einer der vielen Anhänger des alten „Mojo“, die nun in der Winterkälte anstehen, um die Wiedergeburt der Kultstätte zu feiern. Der alte Club hatte sich vor allem mit aus London inspiriertem Dancefloor-Jazz einen Namen gemacht. „Es gab keinen anderen Club, der so was gespielt hat“, erinnert sich der frühere Stammgast.
Wer das Warten überstanden hat, betritt den Club durch eine von zwei schweren Klappen, die in den Straßenboden eingelassen sind - der neue „Mojo Club“ liegt unter Erde. Die tiefste Ebene besteht aus Bühne und Tanzfläche, eine Etage höher liegt die Bar. Daran angeschlossen ist das „Jazz Café“ im Erdgeschoss, durch dessen Glasfront man auf die Reeperbahn blickt.
Der Andrang zur Eröffnung ist enorm, bald drängen sich Hunderte im Inneren. Das Publikum ist mehrheitlich über 30, viele Herren tragen Hemd, manche Sakko; zu den Klängen der britischen Band, die Jazzversionen bekannter Popsongs spielt, wird eher dezent gewippt als getanzt. Viele erinnern sich noch gut an den alten „Mojo Club“: „Eine verräucherte und versiffte Höhle“ sei der gewesen, erzählt eine 56-jährige Besucherin, „wie ein Wohnzimmer“, meint ein anderer.
Damit ist es vorbei: Die Einrichtung des neuen Clubs ist schmucklos, aber elegant, Schwarz die dominierende Farbe. Die Schlichtheit hat Methode: „Das Hauptaugenmerk ist die Musik und nicht die Details“, betont Oliver Korthals (46), einer der beiden Gründer. Er ist zuversichtlich, dass sein Club auch nach fast zehnjähriger Pause wieder erfolgreich sein kann, selbst wenn der Kiez sich verändert habe. Der Club sei nicht darauf angewiesen, vorbeiziehende Partygänger anzulocken, sondern lebe von Stammgästen: „Die Leute kommen her, weil sie in den Mojo Club wollen, nicht weil sie zufällig auf der Reeperbahn sind.“
Glaubt man den Partygästen, könnte das Konzept aufgehen. „Ein erstaunlich ähnliches Flair“ wie früher erzeuge der Club, meint ein 35-jähriger Besucher. Ein anderer sagt: „Erst hatte ich ein bisschen Angst, dass der neue Club zu vornehm wird, aber so“ - und er zeigt auf ein paar nackte Heizungsrohre oben an den kahlen Wänden - „ist das in Ordnung.“ Wird er wieder Stammgast? „Ich glaube schon.“