Große Werkschau Moskau zeigt „Birkenau“-Zyklus von Gerhard Richter

Moskau (dpa) - In einer großen Einzelausstellung präsentiert sich der deutsche Künstler Gerhard Richter (84) erstmals in Moskau. Das Jüdische Museum und Zentrum für Toleranz zeigt seit Mittwoch in der russischen Hauptstadt zahlreiche Werke aus den Jahren 1973 bis 2016.

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Mittelpunkt der Ausstellung „Abstraktion und Schein“, die bis zum 5. Februar 2017 läuft, ist der sogenannte „Birkenau“-Zyklus. Das Monumentalwerk besteht aus abstrakten Übermalungen von Zeichnungen aus dem KZ Auschwitz-Birkenau. Daneben sind etwa auch mit Lack übermalte Farbfotos sowie Digitaldrucke zu sehen.

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„Wir träumen schon lange von dieser Werkschau. Sie ist eine Ehre für uns“, sagte die Museumssprecherin Maria Nassimowa. Richter habe „alle Verletzungen der jüngeren deutschen Geschichte“ erlebt. „Als Künstler sucht er stets nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten“, sagte Nassimowa.

Der 1932 in Dresden geborene Richter gilt als einer der international bedeutendsten Künstler und als mit Abstand teuerster deutscher Maler.

Der Brite Paul Moorhouse hat die Moskauer Werkschau als Kurator zusammengestellt. „Wir wollten keine Retrospektive, sondern eine Ausstellung, die zu diesem Haus passt“, sagte er. Den „Birkenau“-Zyklus in Moskau zu zeigen, sei außergewöhnlich. Mit rund 27 Millionen Toten hatte die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg die meisten Opfer zu beklagen. Ursprünglich wollte Richter zur Eröffnung nach Moskau kommen. Laut Moorhouse verschob der 84-Jährige die Reise auf ärztlichen Rat.

Das Museum war vor genau vier Jahren, am 9. November 2012, eröffnet worden. In der rund 9000 Quadratmeter großen Backsteinhalle des legendären Architekten Konstantin Melnikow (1890-1974), ein früheres Fahrzeugdepot, dreht sich alles um jüdisches Leben in Russland.

Die Bildertafeln „Birkenau“ entstanden nach Fotos, die ein Häftling 1944 heimlich im Konzentrationslager aufgenommen hat. Richter malte die großformatigen Bilder 2014. Die Fotos waren Ausgangspunkt für die erste Schicht auf den Tafeln, die Richter immer wieder übermalte. Die Gräueltaten, die die Aufnahmen dokumentieren, sind auf den schwarz, rot, grün und grau übermalten Bildern nicht mehr zu erkennen.