Mueller-Stahl dirigiert erstmals Orchester

Leipzig (dpa) - Der Schauspieler Armin Mueller-Stahl hat auf einer Leipziger Gala mit 82 Jahren noch einmal eine Premiere gewagt. Bei der Richard-Wagner-Gala in der Leipziger Oper dirigierte der 82-Jährige erstmals ein Orchester.

Das MDR-Sinfonieorchester spielte unter seiner Leitung drei Minuten lang einen Auszug aus Johannes Brahms' 3. Sinfonie. Der Taktstock, dem ihm der reguläre Chefdirigent des Orchesters, Kristjan Järvi, übergab, war Mueller-Stahl nicht ganz geheuer. Er lege ihn als Talisman auf das Pult, sagte der studierte Musikwissenschaftler und dirigierte lieber mit bloßen Händen und wiegte sich mit dem ganzen Körper zur Musik.

„Dirigent werde ich in meinem nächsten Leben“, sagte Mueller-Stahl nach seinem Ausflug ans Dirigentenpult. „Erst Komponist und dann Dirigent.“ Eigene Lieder hat der berühmte Schauspieler ja schon in diesem Leben komponiert und aufgenommen. Einladungen, als Gastdirigent ein Orchester zu leiten, hatte er jedoch bisher stets abgelehnt. Auch den Organisatoren der Richard-Wagner-Gala schien es zunächst ähnlich zu ergehen. Er habe die Anfrage zunächst zweimal abgesagt, sagte Mueller-Stahl in einem Zeitungsinterview. Dass er doch zugesagt habe, sei der wunderbaren Musik geschuldet.

Doch sein Kurzausflug ins Dirigentenfach war nicht der Grund für Mueller-Stahls Leipzig-Besuch. Am Vorabend von Richard Wagners 200. Geburtstag hatten der Sender MDR und die Europäische Kulturstiftung für eine Gala zu Ehren des Komponisten in die Oper eingeladen. Mueller-Stahl bekam den undotierten Europäischen Kulturpreis und befand sich in prominenter Gesellschaft: Auch Schauspielkollegin Iris Berben, die weltweit gefeierte Mezzo-Sopranistin Angelika Kirchschlager, der Wagner-Tenor Klaus Florian Vogt und Modezar Karl Lagerfeld gehörten am Dienstagabend zu den Preisträgern.

Die Europäische Kulturstiftung wurde 1993 in Basel gegründet und will nach eigener Aussage den oft vernachlässigten Kulturaustausch in Europa beflügeln. Zum Wagner-Jubiläum sollten in diesem Jahr beim Kulturpreis Persönlichkeiten geehrt werden, die auf besondere Weise das Erbe des Komponisten erhalten.

Armin Mueller-Stahl nahm seine Trophäe Arm in Arm mit Iris Berben entgegen und schwärmte in seiner Dankesrede von der Überlegenheit der Musik über die Schauspielerei. „Wagner hat überall in Europa komponiert, denn Musik funktioniert über alle Landesgrenzen hinaus“, sagte er. „An der Grenze zu Frankreich muss ein Schauspieler Französisch sprechen. Ich glaube, selbst Gerard Depardieu muss jetzt Russisch lernen.“