Reaktivierte Theaterpistole München: Amokläufer kaufte Pistole aus dem Darknet

München. (AFP) - Der Todesschütze von München hat seine neun Opfer nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" mit einer reaktivierten Theaterwaffe erschossen. Die nicht mehr scharfe Waffe sei wieder gebrauchsfähig gemacht worden, berichtete die Zeitung (Montagsausgabe) unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Vor dem Olympia-Einkaufszentrum legten Trauernde Blumen nieder.

Vor dem Olympia-Einkaufszentrum legten Trauernde Blumen nieder.

Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) bestätigte die Informationen am Sonntag auf Anfrage nicht. Die Glock trägt dem Bericht zufolge ein Prüfzeichen aus der Slowakei. Der 18-jährige Deutsch-Iraner beschaffte sich die Pistole demnach im sogenannten Darknet, einem verborgenen und verschlüsselten Bereich des Internets.

Der Schüler hatte am Freitagabend in München erst neun Menschen und dann sich selbst erschossen. Die Polizei stellte der "SZ" zufolge nach der Tatnacht insgesamt 58 Patronenhülsen sicher - alle bis auf eine stammen aus der Tatwaffe.

Die Ermittler schlossen einen politischen oder islamistischen Hintergrund aus und stuften die Tat als Amoklauf ein. Der 18-Jährige habe sich intensiv mit dem Thema beschäftigt.

Das zeigen dem "SZ"-Bericht zufolge die Erkenntnisse der Ermittler. Demnach orientierte sich S. stark an dem norwegischen Attentäter Anders Breivik und dem Amokläufer von Winnenden. Der 18-Jährige war demnach selbst nach Winnenden gefahren, hatte sich dort umgesehen und Fotos gemacht. Außerdem hatte er das "Manifest" Breiviks auf seinem Rechner. Am Freitag hatte sich die norwegische Bluttat zum fünften Mal gejährt.

Die Ermittler hatten am Samstag auch von Hinweisen auf eine psychische Erkrankung berichtet. Dem Zeitungsbericht zufolge war der Schüler im vergangenen Jahr zwei Monate in stationärer psychiatrischer Behandlung im Klinikum Harlaching und bis zuletzt in ambulanter Therapie. Er litt demnach unter einer Aufmerksamkeitsdezifitstörung sowie unter sozialer Phobie und wurde auch medikamentös behandelt. Auch diese Angaben bestätigte das LKA zunächst nicht.