Mythos und Magie der Coco Chanel in Hamburger Ausstellung
Hamburg (dpa) - Unter dem Titel „Mythos Chanel“ geht das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe dem Einfluss der Modeschöpferin nach. Zu sehen sind Originalentwürfe. Ein Raum ist dem legendären „kleinen Schwarzen“ gewidmet.
Das „kleine Schwarze“, das dreiteilige Kostüm mit der knappen Jacke oder auch die gesteppte Lederhandtasche mit Goldkette - Kreationen in genialer Einfachheit der französischen Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel (1883-1971), die bis heute den eleganten Look prägen. Nicht zuletzt dank massenhafter Kopien, die von dem Pariser Couture-Haus nie unterbunden wurden. „Mode ist vergänglich, Stil bleibt“, lautete das Motto Cocos, die als Person und als Marke fasziniert.
Den Einfluss der gelernten Näherin aus armen Verhältnissen auf Edel- und Alltagsmode des 20. und 21. Jahrhunderts reflektiert eine opulente Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Unter dem Titel „Mythos Chanel“ sind dort bis 18. Mai mehr als 200 Exponate zu sehen (Öffnungszeiten: Di.-So. 10-18 Uhr, Donnerstags bis 21
Uhr). Kleider, Kostüme und Schmuckstücke bestechen neben historischen Fotografien und Filmen - darunter viele Originalentwürfe der Chanel und des heutigen Chanel-Chefdesigners Karl Lagerfeld sowie Nachahmungen teils renommierter Marken, aber auch Schnittmuster von Frauenzeitschriften. Eine Vitrine ist dem Chanel-Bestand, etwa einem goldenen Abendanzug von Show-Diva Marlene Dietrich (1901-1992), gewidmet.
Die Schau mit umfangreichem Beiprogramm und Modeblog „stilbrise“ wurde konzipiert von der Draiflessen Collection Mettingen (NRW), war 2013 dort und in Den Haag zu sehen. Wie Museumsdirektorin Sabine Schulze erklärt, wurden mit Hilfe der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen zusätzlich zwölf originale Chanel-Kostüme dauerhaft für ihr Haus erworben.
Unterteilt ist die Ausstellung in fünf Bereiche - beginnend mit kostbar verarbeiteten schlichten Tages- und Abendkleidern aus Chanels erster Phase in den 20er und 30er Jahren.
Ein weiterer Raum ist dem legendären „kleinen Schwarzen“ gewidmet, das es Frauen ermöglichen sollte, quasi zu jeder Gelegenheit - nur verändert durch Accessoires - gut angezogen zu sein. Seinerzeit eine Revolution. Entgegen dem allgemeinen Glauben hat Chanel dieses Modell allerdings nicht erfunden. Doch bildete die amerikanische „Vogue“ am 1. Oktober 1926 einen so überragenden Entwurf von ihr ab, dass „la petite robe noire“ seitdem als Chanel-Klassiker gilt.
Im Krieg schloss Chanel ihr Unternehmen. Wegen ihrer Affäre mit einem hochrangigen deutschen Besatzer boykottierte man 1954 in Frankreich die erste Kollektion ihrer zweiten kreativen Phase. Doch dann begann für die nunmehr 71-Jährige eine weitere große Erfolgszeit, in der auch das knapp kniebedeckte Kostüm aus Tweed mit Bordüren sowie Futter und ärmelloser Bluse aus gleichem Stoff entstand.
Im Museum widmen sich zwei Räume dieser Ära sowie dem Dreiteiler und einigen seiner unzähligen Nachahmungen. Denen gelang es manchmal in der Optik, aber kaum in der Qualität, es mit den Originalen aufnehmen, wie Spitz erklärt. So ließ die Perfektionistin in die Jacken ihrer Haute-Couture-Modelle, die den Preis eines Kleinwagens hatten, für den besseren Fall Goldketten einnähen.
Nach dem Tod seiner Gründerin 1971 fiel das Modehaus in Dornröschenschlaf. Im Jahr 1983 wurde Karl Lagerfeld künstlerischer Leiter. Seither gilt Chanel international wieder als Top-Marke. Wie Coco damals sei Lagerfeld stets nah am Zeitgeist, sagt Spitz - in einzigartiger Weise greife er ihre Innovationen wie die typischen Kostüme, Bordüren und Stepptaschen auf und aktualisiere in Farbe und Form.
In einem ausgestellten schwarz-weißen Rüschen-Abendkleid huldigt Lagerfeld seiner Vorgängerin: Das Muster bilden ihre Lieblingsblume Kamelie und ihre Glückszahl fünf. Natürlich ist auch ein Originalflakon ihres „Chanel Nr. 5“ - des angeblich meistverkauften Duftwassers der Welt - zu sehen. Denn die Designerin war überzeugt, dass eine Frau nur dann gut angezogen ist, wenn sie auch Parfüm trägt.