Nach dem Brückeneinsturz werden Erklärungen gesucht
Werneck (dpa/lby) - Wie kann ein Brückenneubau einfach so einstürzen? Sachverständige, Kriminalpolizisten und andere Experten haben auf diese Frage auch am Donnerstag noch keine Antwort gefunden.
Am Vortag war an der Autobahn 7 in Unterfranken beim Einsturz eines 40 Meter langen Brückenteiles ein Mensch ums Leben gekommen, 15 weitere wurden verletzt.
Der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer, Heinrich Schroeter, sagte der Deutschen Presse-Agentur, er vermute als wahrscheinlichsten Auslöser Mängel im Baugrund oder Fehler am Gerüst. Wann die Unglücksstelle aufgeräumt und die Bauarbeiten fortgesetzt werden können, blieb nach Angaben der Autobahndirektion zunächst unklar.
Wie Schroeter erklärte, wird bei Bauten wie der betroffenen Autobahnbrücke zunächst eine Schalung aus Holz auf einem Gerüst errichtet, dann die Bewehrung aus Stahlstäben eingelegt und schließlich der flüssige Beton eingelassen.
Dabei gebe es „unendliche Möglichkeiten, wo man etwas falsch machen kann“. Der bayerische Ingenieure-Präsident erläuterte: „Wenn zum Beispiel vor 40 Jahren ein Bauer da ein Loch gegraben hat, kann dadurch der Baugrund absinken.“ Dadurch könnten dann das Gerüst und das Bauwerk einstürzen.
Am Mittwochnachmittag war ein 40 Meter langes Segment der im Bau befindlichen neuen Schraudenbach-Talbrücke zwischen zwei Pfeilern in die Tiefe gestürzt. Ein unter der 20 Meter hohen Brücke montiertes Gerüst mit Arbeitern wurde mitgerissen.
Ein 38 Jahre alter Bauarbeiter aus Kroatien kam bei dem Einsturz ums Leben. Elf Menschen wurden schwer verletzt, vier weitere leicht, wie Polizei und Bayerisches Rotes Kreuz (BRK) übereinstimmend mitteilten. Einer der Leichtverletzten war ein Schaulustiger, der sich im unwegsamen Gelände mit seinem Motorrad einen guten Aussichtspunkt sichern wollte. Das BRK berichtete darüber hinaus von sechs weiteren Leichtverletzten, die aber an der Unglückssstelle ambulant versorgt werden konnten. Der Verkehr auf der Autobahn 7 war nicht gefährdet, da er noch über die parallel verlaufende, alte Brücke floss.
Die ausführende Baufirma Max Bögl aus Neumarkt in der Oberpfalz bezeichnete den Einsturz als „tragischen Unfall“. Beim Bau der Brücke sei ein „lange erprobtes und bewährtes Bauverfahren“ angewendet worden. Bei den Toten und Verletzten handle es sich um Beschäftigte von beauftragten Subunternehmern.
Die Gewerkschaft IG Bauen Agrar Umwelt nahm das Unternehmen in Schutz. „Das alteingesessene Unternehmen gehört zu den besten Baufirmen in Deutschland“, sagte Regionalleiter Hans Beer. Bögl sei eine „überaus seriöse Firma“, bei der die einschlägigen Vorschriften zur Arbeitssicherheit genau eingehalten würden.
Die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) zeigte sich über den schweren Unfall tief betroffen. „Ein solcher schwerer Schicksalsschlag trifft ins Mark und lässt uns fassungslos zurück“, sagte Stamm. Es sei „wichtig, die Umstände des Unfalls aufzuklären, damit die Betroffenen und die Angehörigen Klarheit haben, wie sich so etwas überhaupt ereignen konnte“.
Wie es nach dem Unglück weitergeht, blieb zunächst offen. Laut Polizei hat derzeit höchste Priorität, dass „die Beweisführung nicht gefährdet“ ist. Die Staatsanwaltschaft habe eine Sperre des Unglücksorts verfügt. Wann aufgeräumt oder die Bauarbeiten fortgesetzt werden könnten, sei deshalb noch unklar, sagte eine Sprecherin der Autobahndirektion.
Weitere Pläne seien frühestens am Freitag, eher aber in der kommenden Woche zu erwarten. Die ursprüngliche Bauplanung sieht vor, dass die neue Brücke 2017 stehen soll. Ob dieser Plan durch das Unglück gefährdet ist, konnte die Sprecherin nicht sagen.