Nach Hoeneß-Haft: Wie geht's beim FC Bayern weiter?
München (dpa) - Auf dem Weg in die Freiheit begleitet Uli Hoeneß unwillkürlich eine spannende Frage: Wie geht es für ihn weiter bei seinem Herzensclub, dem FC Bayern? Kehrt er auf den Präsidententhron zurück oder will er nach 21 Monaten Haft einfach nur noch seine Ruhe haben?
München (dpa) - Auf dem Weg in die Freiheit begleitet Uli Hoeneß unwillkürlich eine spannende Frage: Wie geht es für ihn weiter bei seinem Herzensclub, dem FC Bayern? Kehrt er auf den Präsidententhron zurück oder will er nach 21 Monaten Haft einfach nur noch seine Ruhe haben?
Ein Uli Hoeneß als Privatier ist kaum vorstellbar, im Gegensatz zu einem Comeback an der Spitze des Vereins. Der langjährige Patron kann über seine Zukunft als Präsident beim FC Bayern praktisch selbst bestimmen. „Wenn er es werden will, dann wird er es wahrscheinlich werden“, sagte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge dieser Tage.
„Ich habe mit ihm noch gar nicht gesprochen, was er vorhat. Er hat irgendwo ein Interview gegeben, dass er erstmal ein bisschen Urlaub machen will und sich dann entscheiden will, wie es weiter geht. Keine Ahnung“, hielt Rummenigge sich kürzlich zurück.
Der Tag der Entscheidung über Hoeneß' Zukunft beim FC Bayern wird mit jeder Woche in Freiheit unweigerlich näher rücken. Mit seinen Basketballern fieberte der 64-Jährige schon am vergangenen Wochenende beim Pokalfinale in der Halle mit, das Comeback im Stadion rückt auch näher. Dem „Kicker“ sagte Hoeneß am Donnerstag, in den nächsten Monaten „werde ich Fußball genießen, ins Stadion gehen und wieder Fan sein“.
Fans, Mitglieder und Freunde würden Hoeneß aber zu gerne auch wieder als Präsidenten sehen. Doch wie wird ein Vorbestrafter, der nach vielen Verdiensten das Recht auf eine neue Chance haben will, von der Öffentlichkeit in diesem prominenten Amt wahrgenommen? „Er hat den FC Bayern mit aufgebaut“, sagte Weltmeister Jérôme Boateng, „und ich würde mir wünschen, wenn er wieder zurückkommt und wieder das alte Team da ist.“
Die Präsidentenwahl findet im November statt, eine Ämterteilung mit dem aktuellen Präsidenten Karl Hopfner ist eine bestens vorstellbare Variante. Hoeneß würde dann seinen FC Bayern als Präsident führen, Hopfner den Posten als Aufsichtsratsvorsitzender im Gremium mit den mächtigen Wirtschaftsbossen behalten. Dass er wie in seiner Zeit als Freigänger von Januar 2015 an ausschließlich für die Jugendabteilung arbeitet, gilt als ausgeschlossen. Wenngleich ihm dieses Thema weiter enorm wichtig ist.
Eine Kampfkandidatur gegen seinen Vorgänger hatte Hopfner stets ausgeschlossen. „Es geht bei diesem Thema nicht um mich. Ich stelle mich da zurück“, erklärte der langjährige Hoeneß-Vertraute und ebnete auch damit den Weg zum Hoeneß-Comeback. Genug Stimmen der Mitgliederschar sind dem Mann, der für den durch seine Steuerhinterziehung entstandenen Schaden Zahlungen in Höhe von mindestens 43 Millionen Euro leistete, ohnehin gewiss.
Im Sommer wird eine Entscheidung von Hoeneß erwartet, der aber erst einmal mit Ehefrau Susi Urlaub machen will. „Im Juni wird er seine Entscheidung bekanntgeben“, sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer kürzlich. Auch der 1. Juli als Tag der Entscheidung war schon im Gespräch.
„Und dann, wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war's noch nicht!“, hatte Hoeneß bei der letzten Mitgliederversammlung vor seiner Inhaftierung im Mai 2014 der Anhängerschar zugerufen. Bald könnte es Klarheit geben, wie die wuchtigen Hoeneß-Worte von einst gemeint waren.
Sein Bruder brachte übrigens eine andere Variante der Lebensplanung ins Gespräch. „Möglicherweise wäre es für Uli besser, ein bisschen mehr das Leben zu genießen, nicht nur immer wieder irgendwelchen Erfolgen hinterherzurennen“, sagte Dieter Hoeneß im vergangenen Jahr. Doch ein Uli Hoeneß als Privatier wäre eine große Überraschung.