Unfall in Chemiebetrieb Nach Säurewolke über Oberhausen: Acht Menschen verletzt
Stundenlang ist am Donnerstag eine Säurewolke über Oberhausen gezogen. Menschen sollten nicht ins Freie, Kinder wurden aus der Schule nicht nach Hause gelassen. Auslöser war wohl eine folgenschwere Verwechslung in einem Chemiebetrieb.
Oberhausen. Wegen eines fatalen Fehlers in einem Chemiebetrieb hat sich am Donnerstagmorgen eine gefährliche Säurewolke in Oberhausen ausgebreitet. Acht Menschen wurden verletzt. Rund 150 Menschen klagten über Atemwegsreizungen. Der Verkehr in der Stadt war stundenlang massiv beeinträchtigt. Die Behörden riefen die Menschen auf, ihre Häuser nicht zu verlassen und Fenster und Türen geschlossen zu halten. In Kindergärten und Schulen durften Kinder bis zum frühen Nachmittag nicht ins Freie.
Beim Chemikalienhändler Hamm Chemie war am Morgen irrtümlich Salzsäure von einem Schiff in einen Tank mit hochkonzentrierter Schwefelsäure geleitet worden. Der Tank platzte auf, eine Dampfwolke mit einem Gemisch aus Salz- und Schwefelsäure trat aus. 40 Beschäftigte des Händlers und 110 Mitarbeiter der benachbarten städtischen Wirtschaftbetriebe Oberhausen wurden vorsorglich untersucht. Eine Notärztin ließ anschließend acht von ihnen mit leichten Atemwegsreizungen in ein Krankenhaus bringen. Menschen mit Beschwerden sollten den Notruf wählen. Die Stadt Oberhausen hat außerdem ein Bürgertelefon eingerichtet, an das sich Anwohner mit Fragen zu der Schadstoffwolke wenden können: 0208/825-3168.
Aus Sicherheitsgründen wurde im betroffenen Bereich für mehrere Stunden der Bahn- und Busverkehr eingestellt. 30 Züge mussten vor Oberhausen gestoppt werden. Die Autobahn 42 und der Rhein-Herne-Kanal wurden zeitweise gesperrt. Das CentrO Oberhausen war entgegen anderslautenden Meldungen regulär geöffnet und nicht vom Chemie-Unfall betroffen sei.
Zu dem Unfall sei es durch menschliches Versagen gekommen, sagte Geschäftsführer Axel Knauber und bat die Menschen in Oberhausen um Entschuldigung. „Ich sage Ihnen, wie das ist: Sie müssen Super tanken und tanken Diesel.“ Die Kriminalpolizei kläre derzeit die Details und spreche mit den erfahrenen Mitarbeitern, die alle seit mindestens zehn Jahren im Unternehmen arbeiteten.Die Kriminalpolizei ermittelt. Knauber bezifferte den Sachschaden auf etwa 1,5 Millionen Euro. Am Nachmittag wurde der geborstene Tank mit Hilfe von Tanklastwagen geleert. Rund 130 Feuerwehrleute waren im Einsatz, darunter auch Spezialisten für chemische Industrie aus Chemiestandorten in Marl und Leverkusen.
Die sichtbare Säurewolke hatte sich am Vormittag über mehrere Hundert Metern ausgedehnt und war in Richtung Nordost gezogen. Die Feuerwehr setzte Wasserwerfer ein, um sie zu bekämpfen. Die Stadt Oberhausen richtete einen Krisenstab ein, sagte der Beigeordnete für öffentliche Ordnung, Frank Motschull. Gefahrenstoffe wurden in der Luft nach Angaben der Behörden aber zunächst nicht nachgewiesen. Es würden aber weiterhin Proben genommen. Laut dem Umweltamt der Stadt Oberhausen gab es keine Hinweise auf eine Gefahr für Umwelt und Natur. Auch das Trinkwasser sei durch den Säureaustritt nicht gefährdet. Bei dem Einsatz der Wasserwerfer sei das Säuregemisch durch die großen Mengen an Wasser stark verdünnt worden. dpa