Folgenschwere Verwechslung Säurewolke zieht nach Chemieunfall über Oberhausen
Oberhausen (dpa) - Wegen eines fatalen Fehlers in einem Chemiebetrieb hat sich am Donnerstagmorgen eine gefährliche Säurewolke in Oberhausen ausgebreitet. Der Verkehr in der Stadt war stundenlang stark beeinträchtigt.
Mindestens acht Menschen erlitten Atemwegsreizungen.
Die Behörden riefen die Menschen auf, ihre Häuser nicht zu verlassen und Fenster und Türen geschlossen zu halten. In Kindergärten und Schulen durften Kinder bis zum frühen Nachmittag nicht ins Freie.
Beim Chemikalienhändler Hamm Chemie war am Morgen irrtümlich Salzsäure von einem Schiff in einen Tank mit hochkonzentrierter Schwefelsäure geleitet worden. Der Tank platzte auf, eine Dampfwolke mit einem Gemisch aus Salz- und Schwefelsäure trat aus. 40 Beschäftigte des Händlers und 110 Mitarbeiter der benachbarten städtischen Wirtschaftbetriebe Oberhausen wurden vorsorglich untersucht. Eine Notärztin ließ anschließend acht von ihnen mit leichten Atemwegsreizungen in ein Krankenhaus bringen.
Aus Sicherheitsgründen wurde im betroffenen Bereich für mehrere Stunden der Bahn- und Busverkehr eingestellt. 30 Züge mussten vor Oberhausen gestoppt werden. Die Autobahn 42 und der Rhein-Herne-Kanal wurden zeitweise gesperrt.
Zu dem Unfall sei es infolge menschlichen Versagens gekommen, sagte Geschäftsführer Axel Knauber. Die Kriminalpolizei ermittelt. Knauber bezifferte den Sachschaden auf etwa 1,5 Millionen Euro.
Am Nachmittag wurde der geborstene Tank mit Hilfe von Tanklastwagen geleert. 130 Feuerwehrleute waren im Einsatz, darunter auch Spezialisten für chemische Industrie aus Chemiestandorten in Marl und Leverkusen.
Die sichtbare Säurewolke hatte sich am Vormittag über mehrere Hundert Meter ausgedehnt und war in Richtung Nordost gezogen. Die Feuerwehr setzte Wasserwerfer ein, um sie zu bekämpfen. Gefahrenstoffe wurden in der Luft nach Angaben der Behörden zunächst nicht nachgewiesen. Es würden weiter Proben genommen.
Laut dem Umweltamt der Stadt Oberhausen gab es keine Hinweise auf eine Gefahr für Umwelt und Natur. Auch das Trinkwasser sei nach dem Säureaustritt nicht gefährdet. Bei dem Einsatz der Wasserwerfer sei das Säuregemisch durch die großen Mengen an Wasser stark verdünnt worden.