Berlin Nach ungeklärtem Tod einer 11-jährigen Schülerin - Debatte über Mobbing

Berlin · Der Tod einer elfjährigen Schülerin schockiert die Hauptstadt. Wurde sie gemobbt? Viele Fragen sind noch offen.

Eine Frau und ein Mann halten inne vor einem Meer aus Kerzen und Blumen vor dem Eingang zur Hausotter-Grundschule in Reinickendorf.

Foto: dpa/Paul Zinken

Als Reaktion auf den tragischen Tod einer Berliner Grundschülerin ist eine Debatte über Mobbing entbrannt. Dabei ist bislang weder die genaue Todesursache geklärt, noch ist sicher, ob Mobbing zu dem mutmaßlichen Suizid führte. Die Polizei gab am Montag noch keine weiteren Details bekannt. Die Beamten führen - wie in solchen Fällen üblich - ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren durch.

Die Senatsbildungsverwaltung geht den Mobbing-Vorwürfen nach. Sie nehme das Thema Mobbing „sehr, sehr ernst“, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Montag im RBB-Inforadio. „Mobbing ist ein echtes Problem an Schulen, in Berlin und anderswo“, erklärte Bildungsstaatssekretärin Sigrid Klebba. Aktuell sei allerdings für niemanden klar, welche Rolle es in diesem Fall gespielt habe.

Am Samstag war der Tod der Schülerin aus dem Berliner Bezirk Reinickendorf bekanntgeworden. Sie war auf die Hausotter-Grundschule gegangen. Laut „Tagesspiegel“ soll sie einen Suizidversuch unternommen haben und später im Krankenhaus an den Folgen gestorben sein. Als möglicher Hintergrund steht der Verdacht von Mobbing an ihrer Schule im Raum, Elternvertreter berichteten in Medien von einem Mobbing-Problem an der Schule. Doch bislang gibt es weder eine offizielle Bestätigung für den Suizid, noch ist der Hintergrund klar.

Schüler, Lehrer und Eltern sollen an der Schule die Möglichkeit zur Trauer und zum Austausch über des Geschehen bekommen. Das kündigte Schulleiterin Daniela Walter nach einem Gespräch mit Schulaufsicht und Bildungsverwaltung an. „Die Schule wird einen Trauerraum einrichten, in dem die Schulgemeinschaft ihre Anteilnahme zum Ausdruck bringen kann und der dem Wunsch der Familie nach einem respektvollen Umgang mit dem Tod ihrer Tochter gerecht wird.“ Auch Schulpsychologen sollen am ersten Schultag in der Schule sein.

Unterdessen warnte der Mobbing-Forscher Sebastian Wachs vor vorschnellen Schlüssen: Ein Suizid sei eine extreme Handlung - bei Erwachsenen und auch bei Kindern. „Menschen begehen ihn nicht einfach so. Oft kommen verschiedene Faktoren zusammen, monokausale Erklärungen greifen zu kurz“, sagte der Erziehungswissenschaftler.

Der Landesschülerausschuss forderte eine offenere Debatte über Mobbing. „Das ganze Klima an den Schulen muss sich ändern“, sagte die Vorsitzende Eileen Hager. Viele Schüler trauten sich nicht, sich in Mobbing-Fällen an Lehrer und Sozialarbeiter zu wenden.

Schulleiterin Walter wehrte sich entschieden gegen Vorwürfe eines Vater aus dem Elternbeirat, dass an der Schule Probleme totgeschwiegen worden seien. Natürlich gebe es Vorfälle - beispielsweise auf dem Pausenhof. Aber: „Wir haben Konfliktlotsen an Bord“, sagte Walter der RBB-„Abendschau“. Darüber hinaus existiere eine „sehr gut ausgestattete Schulsozialarbeit“. Nichts werde vertuscht oder unter den Teppich gekehrt.

(dpa)