Nackter Polarforscher verärgert die Norweger
Eine Zeitung zeigt zwei alte Aktfotos des Nobelpreisträgers Fridtjof Nansen — und bekommt den geballten Volkszorn zu spüren.
Oslo. Erotische Aktfotos eines Friedensnobelpreisträgers lösen negative Reaktionen aus. Norwegens führende Qualitätszeitung „Aftenposten“ hat diese Erfahrung jetzt mit der Veröffentlichung von zwei gut 80 Jahre alten Nacktbildern des legendären Polarforschers, Nobelpreisträgers und Diplomaten Fridtjof Nansen (1861-1930) gemacht. Er gilt in Norwegen als „Nationalikone“.
Leser schrieben zuhauf empörte Leserbriefe. Der Internetdienst Facebook sperrte die im Jahr 1929 per Selbstauslöser gefertigten Fotos mit den „edlen Teilen“ des damals 67-Jährigen. „Aftenpostens“ Kommentator wunderte sich über die Reaktionen: „Viele haben Nacktbilder von Ikonen gesehen, ohne Anstoß zu nehmen.“ Beispiele seien Marylin Monroe und Madonna.
Trotz klar ersichtlicher Unterschiede lag auch bei Nansens Aktivität als „Nacktmodell“ eindeutig die Absicht vor, erotisch auf sich aufmerksam zu machen. Der erste Bezwinger des grönländischen Inlands-Eises, Vorkämpfer für Norwegens Unabhängigkeit und rastlose Helfer bei Hungerkatastrophen verliebte sich 1928 in die 30 Jahre jüngere US-Journalistin Brenda Ueland. Er war verheiratet, sie in einer lesbischen Beziehung, zusammen hatten sie eine Affäre.
Die räumliche Entfernung über den Atlantik versuchte der Friedensnobelpreisträger mit Liebesbriefen und auch durch zwei Aktfotos von sich zu überbrücken. Er nahm sie mit Selbstauslöser auf und fertige selbst Abzüge in der Dunkelkammer.
Topfit sah der Norweger da aus, blickte ziemlich tatendurstig in die Kamera. „Aftenposten“ zitierte auch Leidenschaftliches aus den Nansen-Briefen: „Ich kann mir keine kraftvollere, gewaltig sexuelle Leidenschaft, keine perfektere Extase vorstellen.“ Unterschrift: „Dein Wikinger Fridtjof“.
Facebook sperrte den Link mit den Bildern nach Angaben von „Aftenposten“, weil dort umfassende Nacktheit generell verboten ist. Chefredakteurin Hilde Haugsgjerd antwortete im Blatt: „Ein großer Nationalheld hat Verhältnisse mit vielen Frauen gehabt.“ Im Übrigen: „An den Bildern ist nichts Unschönes. Es sind anziehende Aufnahmen von einem schönen Mann.“