Neue Schweinegrippe-Welle droht
Berlin (dpa) - Die Bundesregierung hat vor einer möglichen zweiten Welle bei der Schweinegrippe gewarnt. "Es ist wichtig, sich zu schützen", sagte Gesundheits-Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (CDU) am Freitag in Berlin.
Es gebe immer weitere Neuerkrankungen. Nur in einigen Regionen stagnierten die Zahlen. Unklar sei noch, ob der Höhepunkt der aktuellen Welle überschritten sei. "Wir schließen nicht aus, dass es eine weitere Welle gibt", sagte Widmann-Mauz zudem.
Das Virus verbreite sich deutlich früher als die Erreger in normalen Grippe-Saisons. Für den gesamten Winter könne noch keinerlei Entwarnung gegeben werden. Die mittlerweile knapp sechs Millionen Impfungen reichten nicht für eine Grundimmunisierung der Bevölkerung aus. 182 000 Krankheitsfälle seien bundesweit gemeldet, die Dunkelziffer sei hoch.
Von den 77 Menschen, die an Schweinegrippe gestorben seien, hätten 63 schwere Vorerkrankungen gehabt, berichtete Widmann-Mauz. Die Todesrate liege zwar etwas unter der bei saisonaler Grippe, doch seien mit Schwerkranken und Kindern andere Bevölkerungsgruppen betroffen. Experten hatten immer wieder davor gewarnt, dass das Virus mutieren und somit Krankheitsverläufe gravierender ausfallen könnten.
Für Schwangere gebe es bis Mitte Dezember Impfstoff ohne Wirkungsverstärker. 150 000 Dosen würden bei einem australischen Unternehmen bestellt. Dies werde für eine sehr gute Versorgung der Schwangeren reichen, sagte Widmann-Mauz. Nach Absprache mit dem Arzt könnten Schwangere sich auch mit dem Impfstoff Pandemrix, der Verstärkerstoffe enthält, impfen lassen.
Über die Hälfte aller Menschen mit Atemwegserkrankungen hätten derzeit die Neue Grippe. Das saisonale Grippevirus sei hingegen noch nicht nachgewiesen worden. Impfen sei nach wie vor wichtig, mahnte Widmann-Mauz. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hatte sich am Vortag eine entsprechende Spritze verabreichen lassen.
Nur wenn bei Kranken das Schweinegrippe-Virus tatsächlich nachgewiesen wurde, sollten sie von einer Impfung absehen, teilte das Gesundheitsressort mit. Insbesondere Eltern kleiner Kinder sowie Kinder ab sechs Monaten und Jugendliche sollten verstärkt geimpft werden, da diese ein besonders hohes Erkrankungsrisiko trügen.
Bis Ende November seien 9,6 Millionen Impfdosen ausgeliefert worden. Bis Ende Dezember würden es 20 Millionen sein. An diesem Montag trifft Rösler mit Ärzte-, Krankenkassen- und Klinikvertretern zu Beratungen zusammen, um gemeinsam die Massenimpfung weiter voranzutreiben.
Die Behörden erwägen nach Angaben von Widmann-Mauz, nicht gebrauchte Impfdosen an bedürftige Staaten abzugeben, doch sei es für eine Entscheidung darüber noch zu früh.